Startseite Das Schiff Die Crew Reiseberichte Bilder Videos Gäste an Bord Unsere Reiseroute
Reiseberichte:



Themen:
Reiseberichte 2013
Reiseberichte 2014
Reiseberichte 2015
Reiseberichte 2016
Reiseberichte 2017


Allgemein:
Kontakt
Impressum


Reiseberichte 2015



Nach oben

A B S C H I E D   V O N   D E R   K A R I B I K 




Weihnachten und den Jahreswechsel verbringen wir in Bocas del Toro, Panama.



Nach oben



Nach oben

Am 12.01. erwarten wir Besuch aus Deutschland und so nutzen wir die Zeit um mal wieder etwas am Schiff zu arbeiten. Irgendwas ist immer zu reparieren, zu optimieren oder zu lackieren.

Mit unseren Freunden Ariane und Benjamin machen wir dann zwei Wochen entspannten Urlaub. Segeln, Schnorcheln, Tauchen, Baden und Standspaziergänge stehen auf dem Plan.



Nach oben



Nach oben


Als die beiden uns wieder verlassen haben, unternehmen wir noch einen schönen Tagestörn mit Andre (unserem Tauchlehrer) und seiner Familie, die uns alle sehr ans Herz gewachsen sind. Dann heißt es auch hier wieder einmal Abschied nehmen.



Nach oben



Nach oben

Nun heißt es bunkern, was nur reingeht! Auf den Pazifikinseln ist alles extrem teuer. Die Gerüchte gehen von 6,-$ für eine Dose Bier bis 30,-$ für ein Kilo Tomaten.

Stolze 1,6 Tonnen Lebensmittel und Getränke stehen auf dem Bunkerplan, dazu kommen 240 Liter zusätzlicher Diesel in Kanistern.

Wir sind busy! Tagsüber gehen wir einkaufen und am Abend wird dann noch eingekocht.

Wir füllen 30 Einmachgläser mit Goulasch, Rouladen, Hühnerfleisch und Mettbällchen.



Nach oben



Nach oben

Wir freuen uns auf den Pazifik, auf Galapagos, französisch Polynesien und auf all die schönen Inseln die vor uns liegen, bis wir Neuseeland erreichen.

Gespannt erwarten wir die Kanalpassage über die wir in Kürze berichten werden.



Nach oben

P A N A M A K A N A L   T E I L   1 





Um den Panamakanal zu befahren, müssen wir uns bei der Kanalbehörde anmelden, um einen Termin zur Vermessung und Inspektion des Schiffes zu erhalten. Nach der Vermessung ist die Gebühr in Höhe von 1875$ bei der Citibank in bar einzuzahlen und schließlich 2 Stunden nach der Einzahlung die Kanal Behörde anzurufen, um einen Termin für die Passage zu bekommen.

Zudem benötigen wir vier 38m lange Leinen und zusätzliche Fender, sowie drei weitere Personen, die sogenannten Leinenhänder, da in den Schleusen jede Leine mit einer Person besetzt sein muss.

Es gibt die Möglichkeit dies alles selbst zu organisieren oder man nimmt sich einen Agenten. Wir entscheiden uns für den Mittelweg. Tito ist kein offizieller Agent, aber er weiß wie das Prozedere abläuft, außerdem vermietet er Leinen und Fender und er vermittelt auch Leinenhänder, falls sie benötigt werden. Am Mittwoch den 4.02. treffen wir uns mit Tito und füllen gemeinsam die Formulare aus, um die Vermessung zu beantragen. Es gibt im Moment kaum Wartezeit, so macht Tito uns Hoffnung, sollten wir am Donnerstag vermessen werden, können wir bereits am Wochenende durch den Kanal. In der darauffolgenden Woche soll sich die Wartezeit erheblich erhöhen, da eine „Around the World Rallye“ eintrifft, die offenbar bevorzugt abgefertigt wird.

Am Donnerstag in der Früh ruft Tito an, um uns mitzuteilen, dass der Termin für die Inspektion erst am Freitag ist. Kein Problem, wir haben ohnehin noch genug zu erledigen. Wir brauchen dringend eine neue Ankerkette und beim Rey- Supermarkt vereinbaren wir einen Termin zum Einkaufen, denn sie sollen den Einkauf mit ihrem Lieferwagen in die Marina bringen. Zudem brauchen wir sowieso zwei Tage, das Bargeld am Automaten zu holen. Da unsere Kreditkarte ein Tageslimit von nur 1000€ hat. Auch die Ankerkette bezahlen wir in bar, da angeblich das Kartenlesegerät defekt ist. So wechseln wieder 1000$ in bar den Besitzer.

Freitag warten wir auf die Vermessung der Shangri La, aber niemand kommt. Um 14 Uhr werden wir angerufen, der Inspektor fährt jetzt wieder in sein Büro, er wird am Samstagvormittag zu uns kommen. Super! Der Freitag ist hin und für Samstag haben wir den Lieferwagen vom Supermarkt reserviert. So entscheiden wir uns, dass Christine alleine zum Supermarkt fährt, während Frank auf die Inspektion wartet. Einziges Problem dabei ist, das Christine den Einkauf nicht mit der Visakarte bezahlen kann und somit unsere gehorteten 2000$ Bargeld für die Kanalpassage im Supermarkt draufgehen. Eigentlich sollte das kein Problem sein, denn wir können ja erneut Geld am Automaten ziehen, um am Montag die Kanalgebühr bei der Citibank einzuzahlen. So glauben wir zumindest.

Um 13 Uhr erscheint der Inspektor, entschuldigt sich vielmals und holt das Maßband raus. 49,6 Fuß Länge über alles hat unser schwimmendes Zuhause, nachdem wir den Besanbaum im 45° Winkel nach oben gezogen haben. Sonst wären es 50,8 Fuß und ab 50 Fuß verdoppelt sich der Preis.

Kombüse, Toilette, Motor und Schiffshorn werden inspiziert. Schließlich erhalten wir eine Identifikationsnummer. Nun müssen wir am Montag nur noch das Geld einzahlen und dann bekommen wir einen Termin.

Die Zeit drängt, denn die Rallye naht. Wenn die Rallyeboote uns zuvorkommen, wird sich die Wartezeit am Kanal erheblich erhöhen.

Noch während Frank die letzten Fragen beantwortet, fährt Christine mit dem Lieferwagen vom Rey- Supermarkt vor. Den Rest des Tages verbringen wir damit, Unmengen an Konserven und Tetrapacks im Bauch unserer Shangri La zu verstauen. Nebenbei erwähnt Christine, dass der Automat heute kein Geld ausgespuckt hat. Komisch, woran mag das liegen? Naja, wir können ja Sonntag und Montag je 1000$ abheben.

Am Sonntag verlassen wir die Shelter Bay Marina, denn hier kostet das Liegen 60$ pro Tag. In Seglerkreisen heißt sie daher nur Shelter ´Pay´ Marina. Wir verlegen auf einen Ankerplatz vor dem Club Nautico Colon. Im nahegelegenen Einkaufszentrum gibt es mehrere Geldautomaten, aber auch hier bekommen wir kein Bares.

Seit Oktober haben wir eine Visakarte der Consors Bank und sind sehr erfreut darüber, denn diese Bank berechnet keine Gebühren für den Auslandseinsatz der Karte. Für den Notfall besitzen wir noch eine MasterCard der deutschen Bank. Jedoch haben wir leider den Zettel mit der Pin so gut versteckt, dass wir ihn nicht mehr wiederfinden!

Auch am Montag bekommen wir kein Geld am Automaten. Irgendwas ist mit der Karte, so langsam werden wir nervös. Jetzt ist der Termin für die Kanalpassage zum Greifen nahe und es scheitert am Bargeld. Wir gehen zum Bankschalter mit zwei Karten und Personalausweiß. Die einzige Bank die Geld am Schalter auszahlt, ist die Banistmo Bank. Auch hier wird die Karte durch ein Lesegerät gezogen, leider scheint das Gerät keine Verbindung ins Netz zu haben. ´No Line´ erklärt man uns, aber wir sollen um 14 Uhr wieder kommen, dann wird das Problem vielleicht gelöst sein. Normalerweise zahlt die Bank nur 500$ in bar aus. Nach langen Bitten werden uns 1000$ in Aussicht gestellt, mehr ist nicht drin.

Wir kehren zum Schiff zurück und suchen erneut nach der Pin für die deutsche Bank MasterCard – ohne Erfolg. Was ist da los mit der Consors Visakarte? Wir müssen die Kartenhotline anrufen, dafür brauchen wir Internet, um via Skype zu telefonieren. Wir sehen unsere Chance im nahegelegenen Radisson Hotel. Mit 9 Dollar in der Tasche betreten wir das Hotel, erklären unsere Notsituation und bitten darum das W-Lan zu benutzen. W-Lan ja, aber nicht umsonst. 5$ sollen wir zahlen für eine Stunde im Internet. Es nützt nichts, wir müssen telefonieren und so verlässt der letzte Geldschein unser Portemonnaie.

Der Anruf bei der Consors Bank versetzt uns einen Schock! Unsere Karte hat ein Limit, das uns völlig entgangen war. Wir können damit nur siebenmal pro Woche abheben. Da es pro Abhebung am Automaten maximal 500$ gibt und wir frühestens in drei Tagen wieder zwei Abhebungen tätigen können, rückt die Passage in weite Ferne. Wir können mit der Karte im Moment nur bargeldlos bezahlen und eventuell am Bankschalter Geld bekommen.

Mittlerweile ist es 14 Uhr. Wir haben noch vier Dollar Hartgeld in der Tasche und setzen unsere ganze Hoffnung darauf, dass die Banistmo Bank das Problem mit ihrem Kartenlesegerät gelöst hat. Unsere letzte Chance an Geld zu kommen, liegt am anderen Ende der Stadt. Wir brauchen ein Taxi. Taxi fahren ist in Panama sehr günstig, jedoch relativiert sich dieser Ausdruck, mit gerade mal vier Dollar in der Tasche, erheblich. Die Fahrt kostet 2$, immerhin die Hälfte unseres Bargeldbestandes. Mit Herzklopfen übergeben wir unsere Kreditkarte und den Pass der Bankangestellten. Sie zieht die Karte durch und schüttelt mit dem Kopf. Das Gerät hat keine Verbindung ins Netz. Was jetzt? Das Geld ist auf unserem Konto und wir kommen nicht dran. Es gibt eine Zweigstelle der Bank in der Freihandelszone, dort könnten wir es noch probieren. Erneut steigen wir in ein Taxi und machen den Fehler, vorab nach dem Preis zu fragen. 4 Dollar soll die Fahrt kosten! Als wir dem Fahrer erklären, dass wir nur 2 Dollar haben, hält er an und schmeißt uns raus. Da stehen wir nun, mitten in Colon, der, so sagt man, gefährlichsten Stadt Mittelamerikas. Touristen sollten hier immer ein Taxi benutzen und einige Viertel gänzlich mieden. Wir müssen zu dieser Bank, zu Fuß durch Colon und das Ganze bis 15.30 Uhr, denn dann macht sie zu. Wo sind wir? Wo ist die Freezone? Als wir gerade einen Straßenhändler nach den Weg fragen, hält ein Streifenwagen neben uns an. Die Polizisten fragen, wo wir hin wollen, bitten uns einzusteigen und fahren uns direkt ans Ziel. Bei der Verabschiedung legen sie uns noch einmal ans Herz, nicht zu Fuß in Colon herum zulaufen. Leichter gesagt, als getan, wenn man nur noch zwei Dollar besitzt. Diesmal haben wir Glück. In der Bank bekommen wir zwar nur 500$, aber immerhin können wir wieder Taxi fahren.

Am Dienstagmorgen beginnen wir mit der Bank in der Freezone, wieder nur 500$, aber wir kommen der Sache näher. In der anderen Filiale hat man uns 1000$ zugesagt und heute sollte doch wohl das Problem mit dem Kartenleser gelöst sein. Weit gefehlt. Trotz intensiven Wackelns am Kabel und Schütteln des Gerätes tut sich nichts.

Wenn das so weiter geht, haben wir erst am Donnerstag das Geld für den Kanal zusammen. Was sagte die Dame an der Kartenhotline? Bargeldlos bezahlen können wir unserer Karte natürlich. Jetzt haben wir die zündende Idee! Wir fahren zum Rey- Supermarkt, dort sprechen wir Leute an und fragen, ob sie ihren Einkauf in bar bezahlen. Ist dies der Fall, so zahlen wir den Einkauf mit unserer Karte und lassen uns das Geld in bar erstatten. Innerhalb einer Stunde haben wir Einkäufe im Wert von 1100$ mit unserer Karte bezahlt und dafür das Bargeld bekommen. Gegen Mittag fahren wir zur Citibank und zahlen 1875$ auf das Konto des Panamakanals ein.

Am Abend rufen wir bei der Kanalbehörde an und bitten um den schnellstmöglichen Termin. Sind wir noch vor der Rallye? Nein! Unser Termin ist der 16. Februar. Wir sollen uns aber am nächsten Tag nochmal melden, eventuell gibt es noch einen anderen Termin. Den bekommen wir dann auch. Es ist jetzt der 21. Feb. Lag letzte Woche die Wartezeit noch bei zwei Tagen, so hat sie sich jetzt auf fast zwei Wochen erhöht. So ein Mist!

Der Ankerplatz am Club Nautico ist alles andere als gemütlich. Ständig fahren Schlepper- und Lotsenboote an uns vorbei, die erheblichen Schwell verursachen. Noch 11 Tage wollen wir nicht auf diesem Ankerplatz verbringen. Nach zwei Tagen rufen wir erneut bei der Behörde an, in der Hoffnung, dass eventuell jemand ausgefallen ist. Diesmal haben wir Glück! Unser Termin wird auf den 17. Februar vorverlegt.



Nach oben

P A N A M A K A N A L   T E I L   2 


17. Februar 2015
Es geht tatsächlich los. Um 12 Uhr kommen unsere Leinenhänder an Bord. Aufgrund der vielen Terminverschiebungen sind wir auf professionelle Helfer angewiesen. Diejenigen, die gerne mal zum Spaß mit uns durch den Kanal fahren wollten, konnten nicht so oft ihre Pläne ändern. Um 13 Uhr rufen wir `Christobal Signal Station` über Funk an, um mitzuteilen, dass wir nun Club Nautico verlassen und uns zur Warteposition für Sportboote begeben.



Nach oben



Nach oben

Um 15.30 Uhr kommt unser Lotse an Bord. Es folgt eine freundliche Begrüßung, dann meldet er uns bei der `Traffic Control` an und schon geht es los in Richtung Schleusen. Auf dem Weg dorthin überholt uns der Frachter ´Ocean Dream`. Hinter ihm werden wir in die Schleusenkammer fahren, erklärt uns der Lotse.



Nach oben



Nach oben

Kurz vor der Schleuse bilden wir ein Päckchen mit zwei anderen Seglern. In die Mitte nehmen wir einen etwas untermotorisierten 38‘ Katamaran, wir gehen an seine Steuerbordseite und auf Backbord macht das dritte Segelboot fest. Langsam manövrieren wir unser Päckchen in die erste Schleusenkammer. Dabei steuern wir fast ausschließlich mit den Maschinen. Geben wir mit der Shangri La einen Schub vorwärts, so drehen wir uns nach links, stoppen wir auf, so drehen wir nach rechts. Der Katamaran hat ohnehin zwei Motoren, jedoch mit unseren 14 Tonnen an seiner Seite, kann er alleine nicht viel ausrichten. Den kleinen Segler an Backbord nehmen wir dabei einfach mit, er braucht nichts zu tun.



Nach oben



Nach oben

So manövrieren wir unser Päckchen in die drei hintereinander liegenden Schleusenkammern, in denen wir insgesamt 26 Meter aufwärts gehen und schließlich in den Gatun See fahren. Hier lösen wir unser Päckchen auf, machen an einer Mooring fest und der Lotse geht von Bord.



Nach oben



Nach oben

Am nächsten Morgen um 6.30 Uhr kommt ein neuer Lotse, mit dem wir die Fahrt fortsetzen. 27 Meilen liegen vor uns, bis wir die Schleusen auf der Pazifikseite erreichen.

Um 11.30 Uhr machen wir an einer Mooring Boje vor der ´Pedro Miguel Schleuse´ fest. Wir müssen eine Stunde warten. Nach Absprache mit dem Lotsen, nutzen wir die Zeit für ein Mittagessen. Jedem Lotsen steht eine warme Mahlzeit an Bord zu. Ist das Essen aus seiner Sicht nicht genießbar, so kann er sich mit dem Lotsenboot welches bringen lassen. Die Kosten dafür betragen 300 Dollar und sind vom jeweiligen Schiffsführer zu übernehmen. Gestern gab es Curry- Hühnchen mit Reis und für heute steht Goulasch mit Spagetti auf dem Speiseplan. Unsere Lotsen sind sehr zufrieden und nehmen gerne einen Nachschlag. Als wir gerade mit dem Abwasch fertig sind, geht es weiter.

Wir bilden wieder unser bewährtes Päckchen und fahren in die Erste von wiederum drei Schleusenkammern. Diesmal sind nur Segelboote in der Schleuse, mit insgesamt 6 Booten schleusen wir abwärts, bis sich um 14.30 Uhr das letzte Schleusentor öffnet und uns den Weg in den pazifischen Ozean freigibt.



Nach oben



Nach oben

M E H R   B I L D E R   Z U M   K A N A L 


Bilder Panamakanal



Nach oben

G A L A P A G O S   I N S E L N 





Am 22.02.15 verlassen wir Panama City. Wir haben nach Galapagos via Islas Las Perlas ausklariert. Diese Inselgruppe vor der Pazifikküste Panamas zeigt uns noch einmal die unterschiedlichen Gesichter dieses Landes. Als erstes besuchen wir die Isla Contadora, das Sylt Panamas. Die Insel ist übersäht mit prachtvollen Luxusvillen, in deren Gärten an diesem Montagmorgen die Gärtner den Rasen sprengen und die Hecke schneiden, während die meisten der Eigentümer wahrscheinlich bereits wieder in Panama City sind und ihren Geschäften nachgehen. Von der kleinen Rollbahn im Osten der Insel starten gelegentlich kleine Propellermaschinen, ansonsten geht es sehr ruhig zu.

Unser nächster Ankerplatz ist vor einem Traumstrand im Süden der Isla San José. Dies ist die zweitgrößte Insel des Archipels und komplett in Privatbesitz. Schließlich suchen wir noch einen Ankerplatz vor einem Fischerdorf im Süden der Isla del Rey auf, wo die Menschen in ärmlichen Verhältnissen leben. Als der Anker im Wasser ist, kommen auch schon einige Kinder in ihrem Einbaum zu uns gepaddelt. Für sie ist unser Eintreffen die Attraktion des Tages. Wir geben ihnen Äpfel und Kekse, worüber sie sich sehr freuen. Dann machen wir unser Dinghy klar und fahren an Land, um für unsere Reise zu den Galapagosinseln noch frische Eier einzukaufen. Begleitet von einer Kinderschar und einem Fischer, gehen wir durch das kleine Dorf, werden von einem zum anderen geschickt, aber Eier gibt es heute nicht. Stattdessen kaufen wir eine Tüte voll frisch geernteter Limetten, die wir eigentlich gar nicht brauchen und verlassen schließlich die Insel. Wir starten zu unserem ersten langen Schlag im pazifischen Ozean – rund 900 Meilen zu den Galapagos Inseln. Die Reise soll 7 Tage dauern und die Hälfte der Strecke müssen wir motoren, aber damit rechneten wir bereits. Nahe den Las Perlas hatten wir mal wieder Glück beim Angeln. Und so gibt es 5 Tage lang Fisch! Immer Denselben, jedoch auf unterschiedliche Art zubereitet. Irgendwie sind die Fische, die wir angeln, immer viel zu groß für zwei Personen.



Nach oben



Nach oben

Am 5. März um 4.07 Uhr (9.07 UTC) überqueren wir den Äquator und am Abend um 22 Uhr fällt schließlich der Anker vor San Christobal. Wir sind auf Galapagos und zum ersten Mal im Leben auf der Südhalbkugel der Erde.



Nach oben



Nach oben

Das Einklarieren auf Galapagos übertrifft selbst Kuba! Zwei Taucher untersuchen den Schiffsrumpf, die Bilge wird inspiziert und an verschiedenen Stellen werden Staubproben entnommen. Tanks, Mülleimer, Toilette und Bilge werden fotografiert und zur Sicherheit wird das Schiff noch ausgeräuchert, um eventuell eingeschleppte Insekten zu töten. Am frühen Nachmittag haben wir es geschafft, wir sind einklariert im teuersten Zoo der Welt! Für 925 US$ dürfen wir nun 20 Tage vor San Christobal ankern. Um an Land zu kommen, müssen wir immer ein Wassertaxi benutzen, da wir mit dem eigenen Dinghy nicht anlanden dürfen.



Nach oben



Nach oben

Seelöwen sind hier allgegenwärtig, sie liegen am Strand und auf der Uferpromenade, schwimmen ums Boot und die Yachten mit Badeplattform bekommen regelmäßig Besuch, wobei die Tiere in der Nacht auch gerne auf der Cockpitbank schlafen. Auch beim Schnorcheln sind die Seelöwen dabei, sie tauchen unter uns hindurch, drehen sich um und schauen uns direkt in die Augen.

Wir bleiben zwei Wochen auf Galapagos, unternehmen Wanderungen und einen Ausflug ins Landesinnere, dabei sehen wir riesige bis zu 90 Jahre alte Schildkröten, Echsen und Blaufusstölpel.



Nach oben



Nach oben

Vor unserer Abreise benötigen wir Diesel und Wasser. 180l Diesel und 560l Frischwasser haben wir seit Panama verbraucht. Also nehmen wir ein Taxi und fahren mit unseren Kanistern zu Tankstelle, um zu erfahren, dass wir ohne die Genehmigung der Capitaneria hier keinen Diesel kaufen können. Dafür wiederum brauchen wir einen Agenten, der den Antrag stellt. Am folgenden Tag erhalten wir die nötigen Papiere und machen uns erneut auf den Weg zur Tankstelle. Wir bezahlen etwas mehr als den dreifachen Preis, den die Einheimischen zahlen, aber doch deutlich weniger, als Andere, die sich den Kraftstoff vom Agenten liefern lassen.

Die 560l Wasser bekommen wir im Haus unseres Agenten für umsonst. Dreimal fahren wir mit Kanistern per Taxi zum Steg, dann 200m schleppen bis zum Wassertaxi und weiter zum Schiff, wo wir das Wasser schließlich in den Tank füllen.

Am 19.03.15 verlassen wir Galapagos und segeln zu den Marquesas. Rund 3100 Meilen liegen vor uns und wir rechnen mit 25 Tagen, bis wir die Südseeinseln erreichen werden.



Nach oben

M E H R   B I L D E R 


Bilder Galapagos



Nach oben

3 3 3 2   S E E M E I L E N 


Die Passage von Galapagos zu den Marquesas ist die Längste unserer geplanten Reise. 2986 Meilen beträgt die direkte Strecke. Segelschiffe müssen jedoch einen mehr oder weniger großen Umweg fahren, da die Galapagos- Inseln nahezu auf dem Äquator liegen, also mitten in der Intertropischen Konvergenzzone, wo der Wind, wenn überhaupt, nur schwach aus unterschiedlichen Richtungen weht. Der Südostpassat setzt erst zwischen 5°und 8° Süd ein und daher fahren wir zunächst mit Motor und Segel nach Süden.

Nach 6 Tagen treffen wir endlich auf den ersehnten Wind und legen erstmals Kurs aufs Ziel an. Wir sind froh, dass es nun endlich in die richtige Richtung voran geht. Mit sieben Knoten Fahrt rauschen wir in Richtung Südseeparadies. Wir sind total entspannt und betrachten fast täglich faszinierende Sonnen Auf- und Untergänge.



Nach oben



Nach oben

Und wenn es Nacht ist, brausen wir im leuchtenden Plankton dahin. Die Farben, die wir zu sehen bekommen, könnten auch aus einem Hollywoodstreifen stammen. Der Alltag auf See fällt uns immer leichter und so gehen uns Dinge wie Brot und Kuchen backen, Abwaschen und Kochen ganz gut aus der Hand. Leider soll die ungetrübte Freude nicht lange andauern. Denn plötzlich läuft die Shangri La aus dem Ruder, die Windfahne geht auf Abfallen, aber nichts passiert. Das Pendelruder unserer Windsteueranlage ist abgebrochen und in den Tiefen des Ozeans versunken. Vor uns liegen noch 2600 Seemeilen, die wir auf keinen Fall von Hand steuern wollen. Glücklicherweise haben wir ein geeignetes Brett und die Werkzeuge, um uns ein neues Pendelruder zu bauen. Selbst unser betagter Stromgenerator springt auf Anhieb an. Und so ist das Problem schnell aus der Welt. Drei Tage hält der Frieden mit der Steuerung bis eine Schweißnaht an der Steuerpinne reißt und Diese unbrauchbar macht. Auch dieses Problem können wir lösen. Aus einer Angelrolle bauen wir uns einen Adapter aufs Steuerrad, zwei Umlenkrollen befestigen wir an der Reling, dann wickeln wir eine Leine um die Angelrolle und verbinden sie mit den Steuerseilen unseres Windpiloten. Es funktioniert prima und wir segeln bis heute mit dieser Lösung. Immer öfter stellen wir fest, dass das Segeln bei so einer Tour eher nebensächlich ist, sondern es viel mehr auf die handwerklichen und improvisatorischen Geschicke ankommt.



Nach oben



Nach oben

Einige Tage später bekommen wir Besuch. Eine große Herde Wale begleitet uns über eine Stunde lang. Dabei sind sie so dicht am Boot, dass sie uns manchmal ihren feuchten Atem ins Gesicht blasen. Ein paar von Ihnen schlagen in der Luft Purzelbäume, während Andere ihren Nachwuchs bei Fuss haben. Immer wieder tauchen sie von Backbord nach Steuerbord, vom Bug zum Heck. Im Schiff hören wir die markanten Geräusche, als scheinen sie sich gegenseitig zuzurufen. Es ist einfach unbeschreiblich. Wir sind begeistert und zehren noch viele Tage von diesem tollen Erlebnis.



Nach oben



Nach oben

Nach 27 Tagen und 4 Stunden auf See erreichen wir Fatu Hiva, die südöstlichste Insel der Marquesas. Wir haben es geschafft! Wir sind im Paradies Südsee angekommen und eins ist für uns sicher: Nicht der Weg ist das Ziel, sondern das Ankommen!



Nach oben

M E H R   B I L D E R 

Bilder Pazifik



Nach oben

M A R Q U E S A S 

Nach so langer Zeit auf See, wollen wir an einem besonders schönen Ort ankommen. Deshalb entscheiden wir uns für die Insel Fatu Hiva. Die Insel hat keinen offiziellen Einreisehafen, aber es gibt auch keine Gendarmerie oder sonst jemanden, den es interessiert, ob wir einklariert haben.



Nach oben



Nach oben

Schon die Bucht ist ein Traum. Sie ist umrahmt von grünen Bergen und an Land wächst unsere Begeisterung für französisch Polynesien mit jedem Schritt, den wir gehen. Die Natur ist überwältigend schön, die Menschen sind freundlich, die Häuser mit ihren schönen Gärten sind liebevoll gepflegt und alles ist sehr sauber. Kein Vergleich zu Panama! Aus dem öffentlichen Wasserhahn am Hafen kommt bestes Quellwasser und wir dürfen uns kostenlos bedienen. Die Einheimischen schenken uns Früchte und wollen auf nette Art und Weise uns Ihre selbstgebauten Holzfiguren, die sogenannten Tikis, verkaufen. Diese Insel ist die Einzige ohne Landeplatz oder Fährhafen, also sind die Segler die wenigen Touristen an Land.

Leider ist uns am letzten Tag auf See ein kleines Missgeschick passiert, welche aber eine große Wirkung nach sich zog. Unser Motor springt nicht mehr an. Aber da wir ja ein Segelboot sind, kreuzen wir solange hin und her, bis wir dem Ankerplatz näher kommen. Ein befreundeter Segler, Pascal, sieht uns und kommt mit seinem Dinghy zu Hilfe. Er schiebt uns durch das ganze Ankerfeld bis ganz nach vorn und dort fällt der Anker. Die Wiedersehensfreude ist groß, denn schon auf Galapagos haben wir eine schöne Zeit miteinander verbracht. Auch die Besatzung von der SY Axiom kommt mit ihrem Dinghy und bringt uns für das Abendessen frisch gefangenen Thunfisch. Es könnte uns kaum besser gehen, wäre da nicht diese Reparaturliste. Das Klüverfall ist gerissen, zwei Segel müssen genäht werden und der Motor streikt. Glücklicherweise können wir alles selbst reparieren und nach zwei Tagen Arbeit ist unser Schiff wieder fit, aufgeräumt und sauber. Eine Woche bleiben wir auf Fatu Hiva. Wir wandern zum Wasserfall, schwimmen in der Bucht und erholen uns. Danach segeln wir nach Hiva Oa und reisen offiziell in französisch Polynesien ein. Das Einklarieren ist französisch Einfach und kostenlos. Am Ankerplatz treffen wir viele alte und neue Bekannte.

Am nächsten Tag mieten wir zusammen mit Sebastian, Steffen und Gloria von der SY Axiom ein Auto und erkunden die Insel. Nur selten übersteigt die Tachonadel die 40km/h, dann wird Steffen auch schon ermahnt, nicht so zu rasen! Wir tuckern gemütlich zu entlegenen Dörfern, historischen Ruinen, schönen Aussichtspunkten und zu guter Letzt zum Supermarkt. Wann haben wir schon mal den Luxus unsere Einkäufe mit dem Auto zu erledigen? Am allermeisten sind wir von der Fauna und Flora begeistert. Hibiskusbäume mit ihren riesigen Blüten stehen neben Bananenpflanzen, Palmen wechseln sich mit Nadelbäumen ab. Überall ist es grün, in ganz unterschiedlichen Farbnuancen. An der Strasse sind Kühe und Pferde angebunden, die friedlich grasen. Ziegen und natürlich Hühner laufen überall frei herum.



Nach oben



Nach oben

Nur wenige Meilen von Hiva Oa entfernt liegt die Insel Tahuata, an deren Westküste es eine Traumbucht geben soll. Gemeinsam mit der Axiom machen wir uns auf den Weg und nach nur zwei Stunden segeln, fällt unser Anker vor einem traumhaften Sandstrand. Das Wasser ist kristallklar und allmorgendlich schwimmen riesige Manta Rochen um unsere Boote. Als Steffen und Sebastian zum Zeitvertreib mit ihrem Dinghi in der Bucht kreuzen und angeln, fangen sie einen Wahu, den wir abends am Strand gemeinsam mit den Einheimischen auf traditionelle Weise zubereiten und verspeisen. Dieses Gericht heißt poisson cru und ist roher Fisch in Kokosmilch. Aber nicht die Kokosmilch aus der Konservendose, sondern von der Palme aus dem eigenen Garten. Gloria und Christine bekommen den Auftrag, mit einem Rindenblatt, die Kokosflocken auszupressen, bis nur noch die Milch übrig ist. Zum Glück für uns Europäer wird ein Großteil des Fisches auch gegrillt, aber probiert haben wir trotzdem. Wir essen mit 20 Personen von diesem Fisch und bekommen ihn nicht alle. Wir verbringen noch einige schöne Tage dort mit Schnorcheln und geselligen Sundownern, bis wir uns aufmachen und zur nächsten Insel segeln.



Nach oben



Nach oben

Mittlerweile sind wir auf Nuku Hiva, der Hauptinsel des Archipels. Hier werden wir unsere Vorräte ergänzen, unsere Gasflaschen füllen lassen und Diesel bunkern. Außerdem hat Nuku Hiva den dritthöchsten Wasserfall der Welt, den wir natürlich ansehen werden. Wir wollen noch einige Tage hier verbringen, bevor wir zu den 500 Meilen entfernten Tuamotus segeln, die in aller Regel nur aus einem Saum Riff bestehen.



Nach oben

M E H R   B I L D E R 


Bilder Marquesas



Nach oben

A L L E I N   I M   P A R A D I E S 

Allein im Paradies

Frank musste leider nach Deutschland, familiäre Probleme. Wir haben überlegt, ob ich mitkommen soll oder bleibe - ich blieb. Erstmal wollen wir das Schiff nicht alleine lassen und zweitens sind die Flüge auch sehr teuer. Wir bereiten das Schiff so vor, das alles sicher ist. Vorne bringen wir zwei Anker aus und ein Heckanker hält mich im Schwell. Am 16.05. ist dann der Tag des Abschieds, für mich ein sehr trauriger Tag, obwohl ich immer wieder beteuerte, dass das für mich kein Problem ist. Leider fielen dann doch ein paar Tränen, welches von einer Französin bemerkt wurde. Für mich war das total ungewohnt, auf einmal allein zu sein, schließlich sind wir seit mehr als 1,5 Jahren jeden Tag zusammen gewesen. Und auf dem Schiff war ich noch nie über Nacht allein. So fallen die ersten Nächte auch sehr kurz aus, jedes Geräusch weckt mich auf und die Angst, dass drei Anker nicht halten, ist immer da! Obwohl das echt quatsch ist. Am zweiten Tag läd mich die Französin ein, mit Ihnen eine Inselrundfahrt zu machen. Das fand ich total nett, zumal wir uns überhaupt nicht kannten! So lerne ich die Insel Nuku Hiva per Auto kennen. Über 900 Höhenmeter bewältigen wir mit dem gemieteten Pick Up und Pferde, Kühe und Schweine kreuzen unseren Weg. Die einzige asphaltierte Straße, ist diejenige, die zum Flughafen führt. Alle anderen sind mehr oder weniger gut befahrbare Schotterpisten. Wir werden ganz schön durchgeschüttelt. Hin und wieder muss sogar der Vierradantrieb eingeschaltet werden. Die Landschaft ist einmalig, alle Grüntöne sind vorhanden, aber auch Steppen ähnliche Abschnitte, vor allem im Norden der Insel. Hier regnet es deutlich weniger, als im Süden. Auch auf dieser Insel sind alte Tiki Stätten vorhanden, welche wir besuchen. Für mich ist es sehr praktisch mit englischsprechenden Franzosen unterwegs zu sein - ich erfahre viel mehr als sonst. Zum Beispiel wächst in Nuku Hiva ein Baum, in deren Rinde ein ähnlicher Wirkstoff vorhanden ist, der uns als Paracetamol bekannt ist. Nach einem leckeren Mittagessen, wo die Essensreste an dort ansässige Aale verfüttert werden, geht es zurück nach Taiehae. Es war ein sehr schöner Tag und erschöpft falle ich ins Bett.



Nach oben



Nach oben

Nach und nach fahren alle mir bekannten Segler los zu den Tuamotus und ich bleibe allein zurück. Naja, natürlich nicht ganz allein, es kommen ja auch immer wieder Neue in die Bucht, aber es fällt mir schwer, neue Bekanntschaften zu schließen, wenn ich weiß, dass ich mich eh wieder verabschieden muss. So sitze ich jeden Tag am Dock, trinke Kaffee und surfe im Internet. Frank und ich telefonieren jeden Tag miteinander und halten uns gegenseitig auf dem Laufenden.



Nach oben



Nach oben

Nach etwa einer Woche frischt der Wind auf, leider kommt er von der Seite. Das Schiff hängt nun zwischen Bug und Heckanker und da unsere Lady über 13 Tonnen wiegt, reißt der Heckanker aus und ich liege nun quer zum Schwell. Da das echt unangenehm ist, muss ich Hilfe finden, denn alleine hab ich keine Chance, den Anker neu auszubringen. Ich finde zwei junge Norweger und mit ihrer Hilfe, liegt er wieder an der richtigen Position.

Manchmal spielt das Schicksal merkwürdige Spielchen! An einem Tag, als ich Frank total vermisse, sogar Heimweh habe und überlege, ebenfalls das Deutschland zu fliegen, lerne ich Sabine kennen. Sabine ist eine Einheimische, aber sie spricht gutes Englisch. Sie verkauft jeden Freitag am Steg frischen Fisch, der dort direkt vom Boot ausgenommen und sauber gemacht wird. Die Innereien und Reste gehen zurück ins Meer, das lockt die Haie an. Dieses Schauspiel will ich mir nun ansehen. Und so kommen wir ins Gespräch. In den nächsten Wochen treffen wir uns fast täglich zum Kaffee bei ihr Zuhause. Sie erklärt mir Ihre Traditionen, spielt ein bisschen Gitarre und zeigt auch mir einige Griffe. Wir verbringen schöne Stunden miteinander. Die Häuser sind sehr einfach gestaltet. Mobiliar ist da, aber spärlich. Aber es reicht vollkommen zum Leben. Ich lerne viel über die marquesische Traditionen. Wenn ein Gast oder Freund das Haus betritt, ist die erste Frage: Hast du Hunger? Wenn ja, wird einem Essen vorgesetzt. Dies bezeichnet schon die Gastfreundschaft in diesem Land. Es wird gegeben und genommen. Ich bringe auch einige Dinge von Bord mit, denn es ist mir fast peinlich, das sie mir soviel gibt. Und sie hat mir die wahre Geschichte über den Vorfall erzählt, der vor einigen Jahren in der großen Zeitung mit den vier Buchstaben erschienen ist und jetzt sogar noch verfilmt wurde. Aber ich weiß nicht, ob ich mich strafbar mache, wenn ich es hier erzähle!

Inzwischen stehe ich jeden Freitag mit ihr am Steg und nehme Fische aus. Das macht mir total viel Spaß und ich ernte sogar ein wenig Respekt von den Fischern, weil ich so beherzt mit anpacke! Als Dank kann ich mir nach getaner Arbeit immer einen Fisch aussuchen.



Nach oben



Nach oben

Mittlerweile treffen mehr Segler ein, darunter eine deutsche Familie, die mir zweimal hilft, den Heckanker wieder neu auszubringen. Mit Fritze und Heide verbringe ich manch schöne Abende mit Rum und Wein!

Auch mit zwei Holländern verstehe ich mich gut. Die beiden wollen reiten gehen und fragen mich, ob ich nicht mitkommen möchte. Da brauche ich gar nicht lange überlegen! Natürlich komme ich mit. Das ist herrlich, auf einem robusten Pony auf den Höhen des Vulkans entlang zu reiten. Die Landschaft und die Aussicht sind wunderschön, das Pony hat einen angenehmen Charakter und ich kann die Seele baumeln lassen. Ein toller Tag.



Nach oben



Nach oben

Es sind jetzt vier Wochen seid der Abreise von Frank vergangen und ich vermisse ihn schrecklich. Der Ankerplatz wird von Tag zu Tag unangenehmer, der Wind frischt immer mehr auf, es regnet fast jeden Tag und die Wellen werden höher. Ich bin kurz davor am Ankerplatz Seekrank zu werden! Der Heckanker hält auch nicht mehr und diesmal finde ich keinen, der mir hilft. Da kommt die Bonafide, mit Andreas und Petra. Eigentlich wollten die beiden nächstes Jahr durch den Kanal und in den Pazifik. Aber nun sind sie doch hier. Freitag suche ich also einen größeren Fisch aus und den bereiten wir gemeinsam bei Ihnen zu.

Windvorhersage sagt bis zu 35 Knoten. Das Dhingy war seitlich wie immer festgebunden. Auf einmal kommt eine Böe, die das Dhingy abhebt und umdreht. Für mich der schrecklichste Augenblick. Der Außenborder ist im Salzwasser. Ein No Go für Motoren. Natürlich springt er nicht an. Das Dhingy ist für Segler die einzige Möglichkeit an Land zu kommen, das Auto sozusagen. Meins ist nun kaputt. Völlig geknickt schleppt Andreas mich nach Hause. Dort nehme ich Kontakt zu Frank auf, durch den Zeitunterschied ruft er bei mir um elf Uhr abends an. Der große Wind ist im vollen Gange. Meine Nerven sind runter, es knackt und knarrt überall, die Ankerkette macht einen heiden Lärm, wenn sie über die Steine ruckelt, dann der blöde Heckanker, der nicht hält und Dhingy kaputt. Alles auf einmal, einen waschechten Segler hätte das alles nichts ausgemacht, aber ich war nicht gerade glücklich, als Frank anrief! Aber er hat mich soweit wieder beruhigt, das ich schlafen kann und am nächsten Tag versuche, meine Probleme zu lösen. Ich hab tatsächlich am nächsten Tag jemanden finden können, der mir den Motor repariert. Er läuft wieder! So kann ich zumindest an Land und dort meinen Tag verbringen. Laut Wetterbericht soll der Wind von Freitag bis Montag anhalten und danach wieder abflauen. Das stimmt auch. Mittlerweile musste ich die Leine von Schiff lösen, an der der Heckanker befestigt ist. Sonst hätte es eine große Verknotung gegeben. Eigentlich kein Problem, denn wir haben ja einen Fender am Anker befestigt, um seine Position bestimmen zu können. Nur leider ist der jetzt weg, hat sich losgerissen. Ich hoffe darauf, wenn Frank wieder da ist, dass wir mit Tauchgerät den Anker wieder finden.



Nach oben



Nach oben

Frank hat sein Rückflug gebucht, es ist der 17. Juni. Das sind dann insgesamt fünf Wochen allein im Paradies! Sabine organisiert, dass wir ihn zusammen vom Flughafen abholen können. Taxis sind hier sehr teuer und man muss pro Person und Fahrt bezahlen. Wir fahren gemeinsam mit ihrem Freund zum Flughafen und warten auf Frank. Mit einer halben Stunde Verspätung schließen wir uns endlich wieder in die Arme. Die Freude ist groß! Wir haben uns viel zu erzählen und ich bin auf Neuigkeiten aus Deutschland gespannt. Viel bekommt man ja im Paradies nicht mit.

Einige Tage bleiben wir jetzt noch hier. Wir brauchen noch Trinkwasser und einige frische Lebensmittel. Sabine und ihr Freund Jonathan bringen uns in einen anderen Ort zur Wasserstelle. Dort gibt es besseres Trinkwasser. Gleichzeitig zeigen sie uns noch ein wenig von der Insel und wir naschen frische Früchte direkt von den Bäumen. Ein sehr schöner Tag. Ich bin echt froh, die beiden kennengelernt zu haben. Am letzten Tag vor unserer Abreise treffen wir uns zum Tschüss sagen am Dock. Dort bringen sie uns einen Sack Pampelmusen und Bananenstauden, von Sabine bekommen wir noch zwei Blumenkränze. Wir sind gerührt. Ich will auch noch den Captain Tschüss sagen, Dank ihm hab ich schließlich jeden Freitag Fisch bekommen, weil er erlaubt hat, das ich mithelfen durfte. Selbst er drückt uns noch zwei kleine Makrelen in die Hand! Frank und ich sind sprachlos und peinlich berührt, wir sind fast mit leeren Händen gekommen, nur ein bisschen Cola für Sabine, weil sie kein Alkohol trinken.



Nach oben



Nach oben

Am nächsten Tag lichten wir den Anker und ich sage im Stillen: Goodby and I will come back. Mein Fazit an der ganzen Sache: Im Großen und Ganzen hab ich schöne, aber auch nicht ganz so schöne Tage erlebt. Dadurch das ich alleine so lange dort war, hab ich natürlich den Kontakt gesucht. Das ich den bei Sabine fand, ist ein ganz großes Glück gewesen. Denn nur so konnte ich einen Einblick „hinter die Kulissen“ bekommen, den ich ganz bestimmt nicht bekommen hätte, wenn wir nur zwei Wochen geankert hätten. Aber ich möchte niemals mehr solange von Frank getrennt sein und ich bewundere die Einhandsegler, die ihre Familie zu Hause lassen und nur einmal im Jahr zurück fahren. Für mich ist das nichts.

Nun sind wir endlich auf den Weg in die Tuamotus. Die zweite große Station in französisch Polynesien.



Nach oben

M E H R   B I L D E R 

Bilder Nuku Hiva



Nach oben

T U A M O T U   A T O L L E 



Von Fischen und Haien

Die Strecke von Nuku Hiva zu den Tuamotu Atollen verläuft ohne Zwischenfälle. Nur diesmal müssen wir die Geschwindigkeit und die voraussichtliche Ankunftszeit berechnen. Anders als bei den anderen Inseln, müssen wir uns beim Einfahren ins Atoll nach der Tide richten, denn diese Atolle bestehen aus einem Saumriff außen rum und haben meist ein oder zwei Durchfahrten, die sogenannten Pässe. Bei Flut und Ebbe entstehen so starke Strömungen, dass das Wasser mit bis zu 8 Knoten rein oder raus läuft. Wir berechnen also unsere Ankunftszeit auf den Zeitpunkt, an dem der Wechsel stattfindet, das Stillwasser. So passiert es also, das wir in der letzten Nacht tatsächlich reffen müssen, weil wir zu schnell sind! Am 28.06. um 8.30 Uhr wollen wir unseren ersten Pass von Raroia durchfahren. Da wir trotz gereffter Segel doch etwas zu früh ankommen, müssen wir vor dem Pass erstmal beidrehen und warten. In einem Fahrtenbuch steht, der beste Zeitpunkt ist ca. 30 min nach Stillwasser. Auf den Marquesas gibt uns Sebastian von der SY Axiom ein tolles Tidenprogramm, das TotalTide. Es zeigt die exakten Daten an. Da die Tuamotus ein sehr großes Gebiet im Pazifik umfassen und nicht jedes Atoll einen eigenen Button haben kann, fasst TotalTide Gruppen zusammen. Also wissen wir, dass die Tide für Raroia nicht punktgenau stattfindet. Ein bisschen unsicher treiben wir vor dem ersten Pass und überlegen. Ein Blick auf die Uhr zeigt uns, dass es 35min nach Hochwasser ist. Also los! Die Durchfahrt ist leichter als gedacht, der Zeitpunkt passt und nur mit ein bisschen Gegenströmung fahren wir rein. Von Bord sehen wir schon, wo die gegenlaufenden Strömungen sich treffen. Das Wasser ist kabbelig und freiwillig wollen wir hier nicht baden! Nun sind wir drin! Noch ein paar Meilen rechts um die Ecke und der Anker liegt im Wasser. Leider sind wir nicht allein und wenn wir auch naiv dachten, an Land stehen keine Bambushütten! Sogar eine neue Betonpier, an der ein Katamaran liegt, ist vorhanden und es gibt sogar einen Flughafen mit 32 Parkplätzen davor, obwohl es derzeit kaum mehr als 5 Autos auf der Insel gibt.

Auf einer Luftbildaufnahme von Raroia sieht es so aus, als ob das Atoll bis auf den Pass geschlossen ist. Das ist es auch, aber der Großteil des Riffes liegt knapp unter Wasser und es sind immer nur kleinere Inseln mit Palmen, die herausgucken. Vor unserem Ankerplatz ist gleich der Hauptort – es gibt nur den Einen. Nun aber los, Dingi ins Wasser und sich wie Ferdinand Magellan fühlen, der die Tuamotus auf seiner Weltumsegelung im Jahre 1521 entdeckt hat. An Land sind wir ein bisschen ernüchtert. Es ist nicht so gepflegt und aufgeräumt, wie auf den Marquesas. Auch die Vegetation ist nicht ganz so üppig. Dominierend sind die Kokospalmen, ab und zu ein Brotfruchtbaum, ansonsten viele Mangroven. Auch traditionelle Einbäume aus Holz entdecken wir nicht. Fischerboote mit 150PS Motoren und Kanus aus GFK. Aber es ist trotz allem ein Atoll mitten in der Südsee und schließlich wollen auch die Menschen hier ein angenehmes Leben führen. Sie sind vom Regenwasser abhängig und von Solar- und Windenergie. Hin und wieder entdecken wir auch einen Stromgenerator. Jedes Lebensmittel, jeder Haushaltsgegenstand wird mit dem Schiff zweimal im Monat angeliefert.



Nach oben



Nach oben

Zurück an Bord ziehen wir uns sofort Badesachen, Brille und Flossen an. Das Wasser sieht fabelhaft aus. Hellblau, Türkis, Sattblau und Dunkelblau, je nach Tiefe des Wassers. Swimmingpoolcharakter. Nicht weit von der Shangri La ist ein Korallenriff, welches wir erschnorcheln wollen. Wir sprechen uns ab, einmal im Uhrzeigersinn rum. Es ist zwar nur ein kleines, aber hier sehen wir den wirklichen Reichtum der Tuamotus. Die Unterwasserwelt ist einfach fantastisch. Große Fische, kleine Fische, gestreifte, gepunktete, bunte Fische. Dazu große Venusmuscheln, Weichkorallen, Schnecken und bunte Fächerwürmer. Und dann, - die erste Begegnung mit einem schwarzspitzen Riffhai. Er dreht sofort ab als er uns sieht, aber unser Erschrecken war nicht minder groß. Wahnsinn, schnorcheln ist hier ein Traum. Nach einer Stunde wärmen wir uns bei einem Shangri La- Cappuccino wieder auf.



Nach oben



Nach oben

Zwei Tage bleiben wir hier und erholen uns von den vier Tagen auf See. Ankern ist hier wie liegen im Steinhuder Meer, kaum bis gar keine Welle. Ein Blick auf die Wetterkarte zeigt, dass in zwei Tagen eine Flaute über uns steht und dann vier Tage später der Wind nach Süd dreht und mit 40 Knoten blasen soll. Da überlegen wir nicht lange und gehen Anker auf. Makemo ist das Nächste Ziel, rund 80 Seemeilen entfernt. Auch beim Rausfahren achten wir wieder auf die Tide. Bei dieser Fahrt haben wir 24h Zeit, wir fahren mit gerefften Groß und der Fock. Gemütlich kommen wir an und ankern auch hier erstmal vor dem Hauptort. Unser Gemüsevorrat muss aufgefüllt werden. Für vier Tomaten, eine Gurke und zwei Paprika lassen wir etwas über 10 Euro im Supermarkt. Wow, zum Glück haben wir alles andere in Panama gekauft. Das Preisniveau ist hier, wie erwartet sehr hoch. Nur der Fisch ist sehr günstig. Thunfischfilet kostet etwa 5€ das Kilo. Und mittlerweile stellen wir sogar Joghurt selbst her. Nun wird es Zeit, mal wieder was am Schiff zu machen. Fast der komplette Rumpf ist mit Algen und Muscheln überzogen, bis einen halben Meter über dem Wasserpass. Wir bewaffnen uns mit je einem Topfschwamm und schrubben den ganzen Tag am Schiff. Da Reinigungsmittel nichts bringen, ist hier reine Muskelkraft gefragt. Aber abends glänzt die Shangri La wieder und wir müssen uns nicht mehr schämen. Für die angesagten 40 Knoten Wind verlegen wir in den Süden des Atolls und machen es uns im Inneren gemütlich. Da ja genug Wind ist, liefert unser Windgenerator genügend Strom um Filme zu schauen und sogar der Kühlschrank bleibt über Nacht an. Tagsüber wagen wir uns in einer Pause an Land und sammeln Muscheln und Kokosnüsse. Wir wollen Kokosmakronen backen. Eier und Zucker sind an Bord, fehlen nur die Kokosflocken. Frank bewaffnet sich mit einem großen Küchenmesser und wir machen uns auf die Suche nach den leckeren Nüssen. Wir sind nicht die Einzigen, die die Nüsse mögen. Es leben ganz viele Cococrabs unter den Palmen. Mit Ihren großen Scheren schneiden sie ein Loch in die Nuss und höhlen sie von innen komplett aus. Nach einer Weile finden wir ein geeignetes Exemplar und wir machen uns daran, sie zu knacken. Erst muss die faserige Hülle ab, das ist der schwierigste Teil, dann liegt die Nuss, wie man sie aus deutschen Supermärkten kennt, vor uns. Den Rest können wir an Bord erledigen. Da wir beide Durst haben, schlagen wir ein Loch in die Nuss und trinken noch am Strand das leckere Kokoswasser. Zurück an Bord halbieren wir die Nuss und schälen das Fruchtfleisch heraus. Jetzt das Ganze noch im Mixer zerkleinern, fertig sind die Flocken! Schmeckt auch super im Müsli! Aus einer Hälfte der Nuss, baut Frank noch schnell eine Cockpitlampe. Die Muschellampe ist leider kaputt gegangen.

Der Wind lässt nach und wir segeln weiter. Makemo hat zwei Pässe. Einem im Süden, durch den wir rein sind und einem im Norden, durch den wollen wir raus. So segeln wir im Inneren des Atolls. Das Echolot zeigt 20 – 40 Meter Tiefe unterm Kiel. Unser Kartenplotter ist eigentlich auch genau, aber dennoch können wir auf Sichtnavigation nicht verzichten. Immer mal wieder tauchen Korallenberge vor uns auf, denen wir ausweichen müssen. Auch Angeln ist für uns nicht möglich, denn viele Fische tragen das gefährliche Ciguateragift in sich, welches für Menschen tödlich sein kann. Es gibt verzehrbare Arten, aber die kennen wir nicht. Ungefähr auf der Hälfte der Strecke schmeißen wir den Anker vor einem traumhaften Strand und hinter einem Korallenriff. Unser Plan ist, unser Tauchlogbuch um einen Eintrag zu erweitern. Zuerst suchen wir mit Schnorchel den besten Spot aus. Es ist zwar nicht sehr tief, aber wir waren seit Panama nicht mehr tauchen und um wieder in die Materie zu kommen, erscheint dies uns der perfekte Platz. Außerdem kommt ein befreundetes Seglerpaar uns nach und die können unsere Flaschen wieder füllen. Unser Dingi bringt uns zu der Stelle, an der wir runter wollen. Hier, ohne Strömung und Welle ist das kein Problem. Jetzt schnell den Anker ins Wasser und nun selbst hinterher. Ab geht die Reise in die Unterwasserwelt. Die Sonne steht hoch und das Wasser ist klar. Auf 10m sehen wir Barsche in allen Größen und Farben, Drückerfische knabbern an Korallen, Anemonenfische schwimmen hin und her. Halfterfische spielen fangen und ein Mantarochen fliegt majestätisch seine Kreise. Erst als ein kleiner Riffhai seine Kreise um uns zieht und ein Blick nach oben einen Zweiten zeigt, wird die Atmung ein wenig schneller. Aber nach einigen Minuten wird uns klar, dass wir wirklich nicht in sein Beuteschema passen und wir setzen entspannt unseren Weg fort. Gegen Nachmittag ankern unsere Freunde Chris und Jessy neben uns. Da sie sich mit den Fischen auskennen, geht Chris sofort auf Speerjagd. Abends veranstalten wir ein Barbecue mit dem gespeerten Fisch. Es ist herrlich, nachts am Strand unter dem klaren Sternenhimmel, ein gutes Essen mit Freunden, dazu ein schönes Feuer. In solchen Momenten denken wir viel an unseren Familien und Freunde und finden es schade, diese Momente nicht mit Ihnen teilen zu können.

Nach diesem schönen Abend segeln wir weiter zum Nordpass und nach einer Nacht dort, weiter nach Fakarava. Dort soll einer der schönsten Tauchspots sein. Mit der Strömung von außen nach innen über Korallen fliegen. Was kann es schöneres geben? Doch erstmal müssen wir den Tauchplan verschieben. Erstens ist der Wechsel von auslaufend nach einlaufend Wasser jedes Mal in der Dämmerung, zweitens ist Nordwind angesagt, welcher großen Schwell in den Süden bringt und drittens steht der Nationalfeiertag bevor, der groß gefeiert wird. Schon im Juni wurden überall Hütten und Buden aufgebaut. So segeln wir mit Klüver, Fock und Groß mit 7 Kn in den Norden. Das ist mal richtig Funsegeln, keine nervende Welle und der Wind bleibt auch konstant. Kurz vor dem Ankerplatz ruft Frank plötzlich „Christine, hart Backbord, vor den Wind!“ Vor uns ist ein Muschelfeld, über das wir nicht rüber fahren wollen. Hier werden die berühmten schwarzen Perlen produziert und die Farmer sehen es gar nicht gern, wenn wir Segler über ihre Felder fahren. Die Markierungsbojen haben wir zu spät gesehen. Aber nichts passiert, keine Leine verheddert sich an uns. Nach diesem Schlenker kommen wir am Nordpass von Fakarava an. Mit uns liegen hier 15 Boote vor Anker. Unter anderem auch zwei deutsche Segelboote. Die Salmon, mit Rosi und Klaus und die Saphira, mit Katja und Andreas.

Die Feierlichkeiten ziehen sich über mehrere Tage hinweg. Tagsüber finden sportliche Wettkämpfe, wie Kanurennen, Kokosnüsse um die Wette aufmachen und Wettläufe mit Blumenkörben auf der Schulter statt. Abends findet am ersten Tag eine Wahl zur Miss Fakarava statt. Ganz professionell mit Richtern und einer früheren Miss als Moderatorin. Am zweiten Abend werden traditionelle Tänze aufgeführt.



Nach oben



Nach oben

In den nächsten Tagen erkunden wir die Insel mit dem Fahrrad und nach einigen Tagen, der Wind hat mittlerweile auf Ost gedreht, geht es zurück zum Südpass. Unterwegs ankern wir vor einer Perlenfarm, die wir besuchen wollen. Kurz bevor der Anker fällt, ruft Christine „Wal auf Steuerbord!“ und tatsächlich, ein etwa 14m großer Wal taucht auf, zeigt seine Fluke und weg ist er. Damit haben natürlich nicht gerechnet. Nicht im Inneren eines Atolls und auf 8m Wassertiefe. Natürlich ist die Kamera nicht griffbereit und alles ging viel zu schnell.

Auf der Perlenfarm wird uns gezeigt, wie die Muscheln mit einem Nukleus an geimpft werden, damit sie die Perle produzieren. Ungefähr 18 Monate dauert es, bis die Muschel den Nukleus mit einer 1,8mm dicken Perlmutschicht überzogen hat. Dann werden die Perlen geerntet und die Muscheln neu bestückt. Die Arbeiter sind sehr nett und wir dürfen sogar fotografieren. Auch an diesem Ankerplatz gehen wir schnorcheln und sind immer faszinierter über die farbenfrohe und artenreiche Unterwasserwelt. Diesmal sehen wir sogar eine Muräne in ihrer Höhle sitzt.

Endlich am Südpass. Wir wollen jetzt nur noch tauchen. Alles passt, einlaufend Wasser ist gegen Mittag, also passen auch die Lichtverhältnisse. Katja und Andreas sind so nett und fahren uns mit ihrem Dingi raus. Wir besprechen mit den Beiden, wo wir abtauchen wollen und wo wir ungefähr wieder hochkommen. Eine Flagge zum Winken und eine Pfeife nehmen wir auch mit. Und los geht’s. Schnell sind wir auf 15m runter und treiben gemütlich Hand in Hand an der Passkante ins Innere des Atolls. Das Wasser ist klar und wir haben gute Sicht. Wir sehen ein paar Fische, deren Kopf wie ein Einhorn geformt ist und vereinzelt einen Hai. Irgendwie etwas enttäuschend. Doch dann geht es um eine Kurve – und dort, über- unter- und nebeneinander stehen sie. Graue Riffhaie. Majestätisch, hoheitsvoll, überhaupt kein Interesse an uns zeigend. Wir können den Blick nicht von diesen Tieren abwenden, die ja angeblich so gefährlich sein sollen und doch keine Notiz von uns nehmen. Wir fühlen uns völlig sicher und sind der Ansicht, Haie mögen doch lieber Fisch als uns. Das ist ein einmaliges Erlebnis. Von den schönen Korallen und den Fischen erleben wir erst einmal nicht so viel. Wir schätzen, dass wir an ca. 100 Haien vorbeitauchen. Am Ende des Passes wird es immer flacher und schneller. Zum Schluss fliegen wir regelrecht über die Korallen, die wie ein Teppich unter uns liegen. Als das Manometer nur noch 70 bar anzeigt, tauchen wir auf. Leider ganz woanders, als geplant. Katja und Andreas suchen uns an der geschätzten Stelle und gucken gar nicht in unsere Richtung. Alles Winken und Pfeifen bringt nichts, wir werden von der Strömung immer weiter getragen. Aber die Richtung ist gar nicht so falsch, die Shangri La ankert in einigen Metern Entfernung. Also müssten wir nur zum Schiff schwimmen, unser Dingi nehmen und die Beiden vom Suchen erlösen. Aber ein anderes Tauchboot macht die Suchenden auf uns aufmerksam und wir werden eingesammelt. Das war echt Spitze, voll mit Adrenalin erzählen wir von unserem Erlebnis. Wow. Nun haben wir natürlich Blut geleckt und wollen nochmal. Vor uns liegt ein Katamaran, der gerade seine eigenen Flaschen füllt. Für ein paar Bier füllt er auch unsere. Was für ein Glück!

Am nächsten Tag geht es wieder los, diesmal mit Rosi und Klaus. Doch diesmal sind wir zu früh. Oberflächlich strömt das Wasser schon nach innen, aber unten merken wir die leichte Gegenströmung. Also kein Treiben lassen, sondern die Flossen benutzen. Nur langsam kommen wir voran, die Luft muss ja ein bisschen halten. Auch den Haien ist es wohl noch zu früh, keiner lässt sich blicken. Aber dafür sehen wir jetzt die wunderschönen Korallen und ihre Bewohner, die uns beim ersten Mal entgangen sind. Gelbe, blaue und violette Trompetenfische, Zackenbarsche, die im Sand ruhen und sogar einen Napoleon sehen wir. Über uns schnappen Meerbrassen nach unseren Luftblasen. Schade, dass die Luft nur begrenzt vorhanden ist, immer viel zu kurz. Als wir auftauchen, sind wir schon wieder nicht an der verabredeten Stelle, weil wir ja Gegenströmung hatten. Aber Klaus und Rosi entdecken uns schnell als wir mit unserer gelben Flagge winken. So können aus einem Tauchspot zwei völlig unterschiedliche Erlebnisse werden. Beide haben uns sehr gut gefallen, obwohl der Adrenalinkick mit den Haien schon enorm ist. Leider können wir kein weiteres Mal runter. Der Katamaran ist weg und sonst hat niemand einen Kompressor. Wir brauchen unbedingt selber einen, vielleicht finden wir ja in Neuseeland einen günstigen.

Ungefähr einen Monat sind wir jetzt in den Tuamotus und eigentlich wollen wir gar nicht weiter. Die Zeit verrinnt, als wäre man unter Wasser. Doch auch sitzt sie uns im Nacken, wir müssen Anfang November aus dem Zyklon Gebiet raus und in Neuseeland sein. So geht der Anker auf mit Kurs auf die Gesellschaftsinseln. Tahiti wird unser erstes Ziel sein.

Auf Wiedersehen, Ihr Perlen der Südsee.



Nach oben



Nach oben

M E H R   B I L D E R 

Bilder Tuamotus



Nach oben

D I E   G E S E L L S C H A F T S I N S E L N 

Die (High-)societies





Nach 55 Stunden erreichen wir am 27.07.15 Tahiti. Diesmal kommen wir abends an und so sehen wir Papeete als Lichtermeer vor uns. Die Gesellschaftsinseln oder auf Englisch Societies sind in den mittleren Jahren, d.h. um die Insel hat sich mehr oder weniger schon ein Saumriff gebildet, die Hauptinsel ist aber noch nicht im Meer versunken. So suchen wir uns auf der Seekarte einen Eingang durchs Riff und ankern geschützt vor Papeete. Am nächsten Tag gehen wir zu Fuß auf Erkundungstour. Wir ankern doch etwas außerhalb und so kommen wir schnell auf 10km Strecke, die wir laufen. Puh, das sind wir gar nicht mehr gewöhnt!

Papeete hat zwei Marinas, eine mitten in der Stadt und eine Weitere noch etwas abgelegen. Da wir unbedingt in eine Marina müssen, entscheiden wir uns für die Stadt Marina. Von dort können wir alle Einkaufsmöglichkeiten wie Supermärkte, Bäcker, Gasstation und Hardwareshops gut zu Fuß erreichen. Dies ist die erste Marina seit Panama, es steht viel auf dem Zettel: Das Deckshaus verlangt nach neuen Lackschichten, das Deck muss gewaschen und geölt werden, der Baumbeschlag wird neu verleimt und verschraubt und natürlich müssen mal wieder alle Schränke ausgeräumt und mit Süßwasser ausgewaschen werden. Es ist für uns reiner Luxus immer Wasser zur Verfügung zu haben und nicht zu sparen. Der Wassertank fasst zwar 550l, aber es ist viel Arbeit und sehr mühsam den am Ankerplatz zu füllen. Wir teilen uns die Woche Marina gut ein. Von 6-12 Uhr arbeiten wir am Schiff, dann geht einer von uns zum Bäcker und holt frisches Baguette, es folgt ein ausgiebiges Frühstück. Nun haben wir Freizeit, welche wir mit Erkundungstouren durch Papeete, Shoppen und im Internet surfen verbringen. Ab vier Uhr bis zur Dämmerung arbeiten wir dann wieder am Schiff. So kommen wir gut voran und können einiges von der immerwährenden To do- Liste abhaken.

Am Sonntag klingelt schon um 5 Uhr der Wecker – es ist Marktzeit. Eigentlich ist jeden Tag der Markt geöffnet, aber Sonntag stehen mindestens doppelt so viele Stände als in der Woche. Die örtlichen Bauern bieten frisches Obst und Gemüse an, Fisch ist auf Eis ausgelegt und hunderte von Gänse-, Hühner- und Entenbrüsten können fertig gegrillt und geschnitten beim Schlachter erworben werden. Auch wir begeben uns ins Getümmel und feilschen um die besten Preise. Nur die Tomaten lassen wir liegen, 3 Stück für 5€ sind uns definitiv zu teuer.



Nach oben



Nach oben

Nach einer Woche Hauptstadt zieht es uns weiter. Es ist aufregend, wieder unter so vielen Menschen zu sein, nach rechts und links zu gucken, bevor man die Straßenseite wechselt, weil hier tausende Autos, Lkws und Busse unterwegs sind. Auch das an jeder Ecke Bars, Restaurants und Tourishops stehen ist berauschend. Nach fast 5 Monaten wieder in einer großen Stadt zu sein, hat schon seinen Reiz, der aber nach einer Woche seinen Wert verliert.

Wir legen Kurs auf Moorea an. Diese Insel liegt nur 15 Seemeilen von Tahiti entfernt und wir sind schnell dort. Auf der Nordseite sind mehrere Ankerplätze, wir entscheiden uns für den, mit den wenigsten Ankerliegern. Von weitem sehen wir in der Cookbay ein großes Kreuzfahrtschiff und die „M“ liegen. Die „M“ gehört zu den größten und teuersten Segelyachten der Welt mit eigenem Wasserflugzeug am Heck. Dort, wo der Baum am Mast befestigt ist, ist unser Großmast zu Ende! Mit diesem Riesen in der Nachbarschaft fühlen wir uns ein bisschen klein, so biegen wir vorher links ab. Direkt neben uns zeigt plötzlich ein Wal seine Fluke und bläst die Luft ab, so, als wäre er unser Begrüßungskomitee. Wir fühlen uns sogleich willkommen, ankern auf etwa drei Meter im türkisfarbenen Wasser und genießen unser Ankerbier bei einem rotgoldenen Sonnenuntergang. Am nächsten Morgen zieht eine Delphinschule um die Shangri La ihre Kreise, eine Schildkröte schaut sich unser Schiff mal näher an und unter dem Schiff liegen die Rochen im Sand und schlafen. Doch trotz diesem wunderbaren Zauber verlassen wir die Bucht und verlegen zur nächsten Bucht. Hier finden wir eine Tauchschule, die unsere vier Flaschen wieder füllt und wir können vom Schiff aus Internet von einem Café empfangen. Dies nutzen wir, um Kontakt nach Deutschland aufzunehmen, unsere Website zu aktualisieren und um das neueste Video hochzuladen. Wir müssen ehrlich gestehen, wir waren auf Moorea nur zum Einkaufen an Land, so sehr reizte uns die Insel nicht.

Raiatea und Tahaa stehen als nächstes auf dem Plan. Jeder Einheimische hat uns geraten, dort hinzufahren. Diese beiden Inseln sind fast komplett von einem Saumriff umzogen und man kann dort innen einmal herum segeln. Das Riff hält die Wellen fern und Segeln macht wieder Spaß! Wir ankern in einer tiefen Bucht, in der ein Fluss mündet. Diesen befahren wir mit dem Dinghi ca. 5 Meilen, bis wir nicht mehr weiter können. Eine Obstplantage liegt auf dem Weg und am Flussufer steht auch schon der Besitzer und winkt uns zu sich heran. Wir besichtigen die Plantage und er erzählt uns ganz stolz, dass diese 3 Hektar ihm ganz allein gehören. Wir trinken Kokoswasser und lassen uns in die Welt der Pflanzen einführen. Bananen, Papayas, Zitronen, Hibiskus wachsen hier, aber auch Gemüsesorten wie unter anderem Taro- oder Yukapflanzen. Er gibt uns einige Zitronen und Kokosnüsse mit und wir kaufen ihm eine Bananenstaude frisch vom Stamm geschnitten ab.



Nach oben



Nach oben

Tahaa hat zwei Pässe, den auf der windabgewandten Seite wollen wir betauchen. Rosi und Klaus von der Salmon wollen auch mit. So startet unser kleines Dinghi Rennen, denn wir haben beide den gleichen 2.3 PS Motor! Abwechselnd gehen wir runter, wir wissen ja nicht wie stark die Strömung ist und so bleibt immer ein Paar oben um die eventuell abgetriebenen Taucher wieder einzusammeln.

Auch hier ist Tauchen lohnenswert, wir sehen zwar keine Haie, dafür viele kleine Fische, eine Muräne und etwas, was wir noch nicht identifizieren konnten. Es sieht aus wie eine Seegurke, aber mit Stacheln und Auswüchsen, bestens getarnt am Riff. Unter Wasser gefällt es uns immer besser, kein Wind, der um die Ohren pfeift und keine seeübelkeiterregenden Wellen – einfach nur schwerelos schweben. Ein Besucher in einer anderen Welt sein.



Nach oben



Nach oben

Von unserem Ankerplatz sehen wir schon den Berg von Bora Bora, unser nächstes Ziel. Da der Wind dreht und es am Ankerplatz gar nicht mehr gemütlich ist, fahren wir los. Zumal in der Nacht durch die Winddrehung die Shangri La auf Grund gekommen ist und wir uns mit einem zweiten Anker wieder raus ziehen mussten, möchten wir gerne weiter. Solche Sachen passieren immer nachts um drei, das zieht sich schon durch die komplette Reise wie ein roter Faden!

Nach 5 Stunden machen wir im Bora Bora Yachtclub an der bekanntesten Insel in französisch Polynesien fest. Wir haben von vielen Einheimischen aus Tahiti oder auch Moorea gehört „Bora Bora is just the name!“ und leider haben sie Recht. Die Straße vom Yachtclub zum Hauptort ist staubig und es liegt mehr Müll herum, als anderswo. Die Menschen sind auch nicht so freundlich und offen wie auf den anderen Inseln, sie machen einen eher genervten Eindruck auf uns. Normalerweise konnten wir auf den anderen Societies problemlos per Anhalter mitfahren, es hat jeder angehalten und immer einen netten Plausch übrig gehabt. Doch leider halten hier nicht alle an, selbst im strömenden Regen mit vollen Einkaufstaschen. Aber vielleicht sind sie einfach wirklich nur genervt von dem Massensegeltourismus und den Honeymoonies, Kreuzfahrern und restlichen Touristen. Man kann es ihnen eigentlich nicht verübeln. Wo sonst nur 10 Schiffe am Ankerplatz waren, sind es hier 100. Wir sehen zu, unseren Kühlschrank und den Vorrat an Chips und Keksen wieder aufzufüllen und dann verlegen wir zum südlichen Ende der Insel. Dort fühlen wir uns wieder pudelwohl und freuen uns, mit unserem schwimmenden Zuhause hier zu sein. Wir ankern kostenlos nur wenige Meter vor den Hotels. in denen die günstigste Übernachtung bei 500,-€ beginnt.

Auf Bora Bora machen wir quasi Urlaub vom Urlaub! Wir schnorcheln, tauchen, wandern und erkunden mit dem Dinghi die Lagune. Nach einem wunderschönen Schnorcheln, alle Fische im Umkreis von 50m sammeln sich um uns, sobald wir den Motor ausgeschaltet haben, weil sie wissen, dass wir sie füttern,



Nach oben



Nach oben

sehen wir auf dem Rückweg zwei Locals, die ihre Körbe mit irgendwas füllen. Wir, von Natur aus neugierig, wollen wissen, was sie dort sammeln. Kann man das essen? Ja, sie sammeln Muscheln. Christine lässt sich gleich zeigen, welchen Teil man essen kann und welchen nicht. Der Plan steht: Zusammen mit Klaus und Rosi sammeln wir am Nachmittag einen großen Eimer Muscheln. Am Abend machen wir ein Feuer am Strand und verspeisen unsere selbstgesuchte Beute. Hmm, Lecker!

Aber auch unsere Zeit in französisch Polynesien neigt sich dem Ende zu. Es ist noch weit bis Neuseeland und einige Stopps stehen noch auf dem Programm. Zum Ausklarieren müssen wir wieder in den Hauptort. Außerdem brauchen wir noch Proviant, Wasser und Diesel. Das Wasser bekommen wir am örtlichen Yachtclub. Seit einigen Tagen bläst ein ordentlicher Südostwind, der das Anlegen sehr erschwert. Wir werfen den Anker und gehen mit dem Heck zum Steg. So weit, so gut, doch leider verhakt sich unser Anker in einem Gewirr von Mooringketten und Leinen in 18 Meter Tiefe. Wir bekommen ihn nicht wieder hoch. Da hilft nur tauchen. Vom Hafenmeister bekommen wir einen Hebesack, den wir am Anker festknoten und dann mit Luft füllen. So schwebt der 25 kg schwere Anker an die Oberfläche. Alles ganz einfach! In der Zwischenzeit ist auch der Wassertank voll und wir können wieder ablegen. Die Tankstelle ist genau nebenan. Von weitem sehen wir schon die schwarzen Autoreifen als Fender. So punktgenau kann man leider nicht anlegen, um zu verhindern, dass die Reifen an den Rumpf unseres Schiffes kommen. Alles voller schwarzer Striemen, die sich nicht so einfach entfernen lassen. Und dann kommt leider auch noch die Botschaft, der Diesel ist alle und kommt wahrscheinlich Morgen mit dem Versorgungsboot. Tja, ohne Worte! Nun verlegen wir ein wenig gefrustet an die Mooring vom Bora Bora Yachtclub und gehen ausklarieren und einkaufen. Das letzte Mal frisches Baguette und französischer Camembert landet im Einkaufswagen, das werden wir ein wenig vermissen. Ab jetzt hört der französische Einfluss auf und wir wissen noch nicht, was auf uns zukommt. Aber das ist ja auch der Grund, warum wir diese Reise unternehmen. Neue Länder und Sitten kennenlernen.

Am nächsten Tag holt Frank noch die Papiere von der Gendarmerie ab, die wir zum Einreisen ins nächste Land brauchen und hält noch einmal bei der Tankstelle an. Noch immer kein Diesel. Und jetzt? Etwas ist noch im Tank und wir haben noch 6 volle Kanister. Wind für die nächsten Tage ist auch angesagt… Also los, wir sind schließlich ein Segelboot und das Wetterfenster ist gerade günstig. Durch das El Nino Jahr treten öfter Störungen im Passat auf, als normal. So muss man jedes Fenster nutzen, welches sich einem auftut.

Gegen Mittag nehmen wir Abschied von Bora Bora und französisch Polynesien. Von den Marquesas über die Tuamotus zu den Societies in 4 Monaten, dies hinterlässt einen tiefen Eindruck auf uns. Ist das, was jetzt kommt überhaupt noch lohnenswert? Dies ist doch schon das Paradies, was kann da noch besser werden? Aber Literatur und auch mehrmalige Weltumsegler versprechen uns, ja – es wird noch besser. Wir werden es sehen. Auf keinen Fall vergessen wir die warmherzigen und offenen Menschen auf den Marquesas, die wunderbare Unterwasserwelt der Tuamotus und die einzigartige Insel- und Lagunenlandschaft mit ihren Lebewesen im Wasser um die Societies.

Wir sind Segler, also schauen wir nach vorne und sind gespannt, was uns als nächstes erwartet.



Nach oben

Mehr Bilder
Bilder Gesellschaftsinseln



Nach oben

P A L M E R S T O N 

Eiscreme bei Bill Clinton


Am 09.09. um 8 Uhr früh erreichen wir Palmerston. Das Atoll gehört zu den Cook-Inseln, die wiederum zu Neuseeland gehören. Aber Palmerston hat einen besonderen Status, es liegt über 200 Meilen von den übrigen Cook- Inseln entfernt und ist quasi im Familienbesitz. Im Jahr 1863 ist der Engländer William Marsters mit drei polynesischen Frauen hier angelandet und hat drei Familien gegründet. So heißen bis heute nahezu alle Bewohner der Insel mit Nachnamen Marsters. Lediglich die Krankenschwester und die zwei Lehrerinnen bilden eine Ausnahme.

Nachdem wir höchst offiziell einklariert wurden, fahren wir mit der Delegation bestehend aus vier Mr. Marsters und Martha, der Krankenschwester an Land. Die Shangri La liegt am Außenriff, denn der Pass in die Lagune und somit zur Insel kann nur von Ortskundigen mit kleinen Booten befahren werden. Das ist aber kein Problem, denn jeder Segler – wir sind im Moment die Einzigen – bekommt eine Gastfamilie zugeteilt. Wir werden jeden Tag von unseren Gastgebern abgeholt und abends zur Shangri La zurück gebracht.



Nach oben



Nach oben

Unsere Gastfamilie ist die von Eduard. Kaum angekommen, führt uns John, sein Sohn, über die Insel. Wir besichtigen die Schule, die neue Solaranlage, welche die ganze Insel mit Strom versorgt, die Kirche und natürlich das Grab von William Marsters. Die Insel ist ein Südseetraum, das Beste, was wir je gesehen haben.

Nach dem Rundgang gibt es Mittagessen und wir erfahren einiges über die Insel und ihre liebenswerten Bewohner. Uns ist aufgefallen, dass eine der beiden Lehrerinnen sehr hellhäutig und blond ist. Als wir beim Essen Eduard darauf ansprechen, hören wir eine beeindruckende Geschichte.

Rose ist Engländerin und ihr Vater ist in den 1950er Jahren mit seinem Segelschiff hier aufs Riff gefahren. Das ist keine Seltenheit, besonders in der Zeit vor GPS- Navigation und Radar sind hier viele Schiffe gestrandet. So ist zum Beispiel die alte Kirche aus Schiffsplanken gebaut und auch die Kirchenglocke ist die alte Schiffsglocke eines der Schiffe, die hier ihr Ende gefunden haben. Der Vater von Rose hatte Glück im Unglück. Er hat sein Schiff hier nicht verloren, aber es war stark beschädigt. Mit Hilfe der Marstersfamilien hat er es über das Riff zur Insel gebracht und gemeinsam konnten sie es reparieren. Während seines langen Aufenthaltes verliebte er sich wohl so doll in diese Insel und die hilfsbereiten Menschen, das es sein Wunsch war, hier begraben zu werden. Fast 60 Jahre später kam seine Tochter mit seiner Asche nach Palmerston. Zum ersten Mal besuchte sie die Insel und verliebte sich, wie zuvor ihr Vater, in dieses Fleckchen Erde. Nun lebt sie hier und ist eine der beiden Lehrerinnen an der Dorfschule.

An den folgenden Tagen lernen wir die meisten Bewohner von Palmerston kennen. Alle sind total freundlich und viele kennen sogar schon unsere Namen. Am Strand sehen wir Bob und seine Familie im Wasser hocken und Fische ausnehmen. Er winkt uns heran und ruft seinen Kindern zu: „Look to the camera and smile! You come to the internet and everybody in Germany can see you!“



Nach oben



Nach oben

Nach dem Fotoshooting geht es dann zum Kaffeetrinken und schwatzen unter Bobs Hütte. Wir erzählen von unserem Pech beim Fischen, woraufhin uns Bob einen seiner Köder schenkt und für das Abendessen bekommen wir Fischfilets von den gerade frisch gefangen Fischen. Als wir von Bobs Familie aufbrechen, schaffen wir keine 50m. Da werden wir von Bill entdeckt „Hey, i am Bill Clinton, Icecreme is waiting for you!“ Von Bill hatten wir schon gelesen. Natürlich heißt er nicht Clinton, sondern Marsters wie alle anderen auch. Bei Bill „müssen“ wir uns fortan einmal täglich melden und bei ihm Eis essen. Meistens mehrere Portionen. Auf Palmerston hat jede Familie mindestens fünf riesige Gefriertruhen und bei Bill ist eine davon randvoll mit Eiscreme. Dreimal pro Jahr kommt das Versorgungsschiff, dann müssen die Truhen leer sein. Zwei Wochen vorher beginnt nämlich das große Fischen und in kürzester Zeit werden dann alle Truhen mit Fischfilet gefüllt. Das ist die einzige Einnahmequelle der Insulaner. Fünfzehn bis zwanzig NZDollar, umgerechnet ca. zehn Euro, erzielen sie pro Kilo Fischfilet. Das Versorgungsschiff nimmt den Fisch mit und die Truhen werden wieder mit anderen Lebensmitteln und Eiscreme gefüllt. Dann geht es erstmal wieder dreieinhalb Monate ruhig zu auf der Insel.

- work is for people, who don’t know how to fish! –

Für Samstagvormittag haben wir uns mit Bill verabredet, um Kokosöl herzustellen. Nur für uns, er selbst benutzt lieber Sonnenblumenöl aus Neuseeland.



Nach oben



Nach oben

Mittags sind wir bei Bob zum Essen eingeladen. Es gibt frisch gefangene Kokosnusskrabben mit Reis. Das Fleisch der Tiere schmeckt super und für ist das eine völlig neue Erfahrung.

Mit jedem Tag bekommen wir mehr das Gefühl dazu zugehören und so beschließen wir, am Sonntag mit unseren Gastgebern den Gottesdienst zu feiern. Früh um neun Uhr werden wir von Eduard und John abgeholt. Normalerweise rasen sie mit ihrem Alu Boot übers Riff und im Slalom durch die Korallenköpfe in der Lagune. Nicht am Sonntag! Heute geht es in Schleichfahrt zur Insel, um die sonntägliche Ruhe nicht zu stören. Wir trinken noch ein Tässchen Kaffee und dann gehen wir mit Simon, Eduards Bruder, zur Kirche. Es wird viel gesungen und in der Predigt werden wir sogar namentlich erwähnt. Pastor Marsters wünscht uns alles Gute und Gottes Segen für unsere Reise. In der Zwischenzeit haben Eduard und seine Söhne das Mittagessen zubereitet. Seine Mutter, die Oma des Hauses, ist 86 Jahre alt und mehr oder weniger bettlägerig. Vor dem Essen setzen wir uns alle um ihr Bett und beten gemeinsam das Vaterunser. Danach gibt es Mittagessen. Hühnchen in leckerer Soße mit Reis und Gemüse. Wein und Nachtisch haben wir mitgebracht. Vanille und Schokopudding, der so gut ankommt, dass uns Eduard eine große Schale mit an Bord gibt, um noch einmal Pudding für ihn zu kochen. Nach dem Mittagessen spannen wir unsere Hängematten im Schatten zwischen den Palmen und fallen in einen tiefen und erholsamen Schlaf. Danach gehen wir ein letztes Mal über die Insel, um uns zu verabschieden. Bill lässt es sich nicht nehmen uns Proviant für die bevorstehende Reise zu schenken. Wir bekommen Brot, Eier, Speck, Würstchen, Zwiebeln und Kartoffeln mit den Worten: „On sea is no supermarket!“ Und natürlich essen wir noch eine große Portion Eiscreme mit Bill Clinton.

Nach fünf wundervollen Tagen verlassen wir nun diese Insel, die wir niemals vergessen werden.



Nach oben

M E H R   B I L D E R 

Bilder Palmerston



Nach oben

N I U E 

Niue
Diesmal ohne Landgang!

Die 380 Seemeilen nach Niue verlaufen mehr oder weniger ereignislos. Frohen Mutes probieren wir den neuen Köder von Bob aus. Und tatsächlich, am zweiten Tag ruckt es ganz heftig am Gummiband. Frank hat sich gerade zum Schlafen gelegt, als Christine plötzlich „Fisch“ schreit! Wir drehen sofort bei, um an Fahrt zu verlieren. Frank holt die Leine ein und Christine legt alles bereit. Gaff, Eimer, Alkohol zum betäuben, ein Messer und Leinen. Da sehen wir ihn aus dem Wasser springen. Ach du sch..., denken wir! Ist der groß und schön! Ein ausgewachsener MahiMahi hängt am Haken. MahiMahi ist die polynesische Bezeichnung für Goldmakrele. Frank hat ganz schön zu kämpfen, doch Stück für Stück zieht er ihn ran. An Bord steht Christine mit der Gaff bereit, Frank gießt Alkohol in die Kiemen und tötet den Fisch mit einem gezielten Stoß ins Herz.
Da dieses Exemplar sehr groß ist. Unser Maßband zeigt knapp 1,50m, binden wir ihn zum Ausbluten an der Reling fest. Insgesamt bekommen wir 10 kg Fischfilet heraus. Wir bedanken uns bei Neptun und geben die Reste zurück ins Meer. Nun heißt es, die Filets in Dosen zu verpacken und den Kühlschrank immer am Laufen zu halten. So kommt es, das wir dreimal am Tag und einmal in der Nacht eine Motorstunde machen, damit die Batterien voll bleiben.



Nach oben



Nach oben

Nach zwei Nächten sehen wir nun endlich Niue. Niue ist eine isolierte Koralleninsel und eines der größten gehobenen Atolle der Welt. Die Insel erhebt sich etwa 3000 – 4000m über den Meeresgrund. Das innere Plateau der Insel ist meist flach und reicht bis 68m über den Meeresspiegel. Niue zeigt an seinem Rand ein bis zu 30m steil aufragendes Riff aus Kalkstein. Die Küste ist stark zerklüftet mit vielen Höhlen und Schluchten. Es gibt keine Strände auf Meereshöhe. Eigentlich ein Traum für Taucher. Auf unserer Karte ist auch nur ein Ankerplatz auf der Westseite der Insel eingetragen. Wir sind also vor Ost und Südwinden geschützt, bei Nord und Westwinden ist die Empfehlung, weiter zu segeln. Und genau dies müssen wir tun. Leider soll der Wind in zwei Tagen aus Westen kommen. Wir sind enttäuscht, gerne wollten wir die zerklüftete Landschaft kennenlernen. Sogar mit dem Dinghy an Land kommen ist schon ein Abenteuer. An der Pier steht ein Kran, mit dem bringt man sein Beiboot die ca. 10m nach oben, auf ein sicheres Plateau.
Durch den Windwechsel lernen wir nur den örtlichen Yachtclub von Alofi, der Hauptstadt, kennen. Dort findet das Ein- und Ausklarieren statt. Wir stöbern ein bisschen durch die örtlichen Geschäfte und betanken noch vier unserer Kanister mit Diesel. Unseren stolzen Fang verteilen wir großzügig an die anderen Segler und am nächsten Tag machen wir uns ein wenig traurig auf den Weg ins Königreich Tonga. Wir wären gerne geblieben, um zu tauchen und über die Insel zu wandern.
Aber ein Geschenk können wir noch mitnehmen. Eine Buckelwalmama kommt mit ihrem Baby in die Ankerbucht und das Kleine schwimmt ganz nah um unser Schiff herum. Es ist, als ob Beide uns mit ihrer Fluke zum Abschied zuwinken!



Nach oben



Nach oben

K Ö N I G R E I C H   T O N G A 

Königreich Tonga

Auf dem Weg nach Tonga stellen wir fest, dass Wetterberichte so ihre Tücken haben. Flaute bis maximal 5 Knoten Wind ist angesagt. Ca. 60 Meilen vor Tonga frischt der Wind auf. Wir segeln mit Fock, Klüver und Groß mit 6 Knoten in die Nacht hinein. Natürlich freuen wir uns darüber, verkürzt dies doch schließlich unsere Segelzeit. Doch gegen 23 Uhr frischt der Wind weiter auf und in der Kabine wird es ungemütlich. An Schlaf ist nicht mehr zu denken, in der Koje kann man sich nicht mehr halten. Wasser aus Kübeln stürzt vom Himmel

Aus der Brise ist ein Sturm geworden. Blitze zucken vom Himmel und es ist bedrohlich dunkel über uns. Wir müssen Reffen und dies sofort!

Christine geht ans Steuer mit der Klüverschot in der Hand zum abfieren. Frank macht die Reffleine klar. Da passiert es: Eine große Welle knallt unter das Schiff, Christine kann sich gerade noch halten, aber lässt dabei die Klüverschot los! Wild und unkontrolliert schlägt der Klüver am Stak. Frank hat große Mühe ihn zu bergen. Doch endlich schafft er es und der Klüver ist drin. Nun das Groß. Dies gelingt auf Anhieb, obwohl die Nerven bei Christine gerade blank liegen. Schließlich ist es Ihre Schuld, dass der Klüver nur noch in Fetzen am Stak hängt.

Mittlerweile sind wir klitschnass und legen uns unten erst mal trocken. Da hören wir über Funk die Salmon, die Kontakt zu uns aufnimmt. Wir tauschen unsere GPS Koordinaten aus und stellen fest, dass wir nur ca. 1 Meile voneinander entfernt sind. Durch die hohe Welle und dem Regen ist es nicht möglich, die Positionslichter des anderen Segelschiffs zu erkennen. Also beschließen wir beizudrehen, um eine Kollision zu vermeiden.

Da fällt uns auf, dass die Großschot im beigedrehten Zustand nicht straff ist, sondern hin und her schlackert. Da muss was faul sein. Frank leuchtet mit der Taschenlampe das Groß ab und sieht, dass auch dieses Segel Schaden genommen hat und in großen Fetzen hin und her weht. Ach diesmal bleibt uns aber auch nichts erspart. In Badesachen geht’s nun wieder raus und wir holen das kaputte Tuch runter. Jetzt steht nur noch die Fock, wird sie wenigstens halten? Viele Segel haben wir nicht mehr. Bleibt noch das Besan, welches aber auch schon reparierungsbedürftig ist.

Mit diesen Gedanken im Kopf drehen wir wieder bei, binden das Steuer fest, teilen uns den Frust und eine Tüte Chips! Ab und zu funken wir noch mit der Salmon, damit wir nicht auch noch einen Zusammenstoß haben.

Nach ca. 3h flaut der Wind endlich ab und es hört auf zu regnen. Wir wagen kaum zu hoffen, ist es tatsächlich vorbei? Nachdem die Shangri La wieder auf Kurs ist und mit Fock und Motor Richtung Tonga segelt, merken wir, dass wir den Kurs nicht halten können. Der Wind kommt nun von vorne und dies immer doller. Wir waren nur im Auge des Sturms, jetzt fängt alles von Neuem an, nur mit Wind auf die Nase. Die Fock holen wir schnell runter, nicht das die jetzt auch noch Schaden nimmt. Wir versuchen mit Motor die Richtung zu halten, aber wir haben keine Chance. Selbst mit voller Drehzahl schaffen wir nur 2 Knoten Fahrt, für die Strecke reicht unser Diesel nicht. Kurzerhand binden wir das Steuer fest und drehen vor Top und Takel bei. AIS zeigt freie Bahn um uns und so gehen wir schlafen, wir können eh nichts machen.

Wir werden wach, als alles wieder ruhig ist. Jetzt ist der Sturm wirklich weiter gezogen und der Wind weht mit moderaten 10 Knoten aus der richtigen Richtung. Wir ziehen die Fock und das Besan hoch, starten den Motor und segeln nun Richtung Ziel. Durch die letzten Stunden sind wir 50 Meilen von Tonga abgetrieben, jetzt haben wir 120 Meilen vor uns. Aber das stört uns nicht weiter, wir haben genug Lebensmittel und Wasser an Bord. Auf einen Tag mehr oder weniger kommt es uns auch nicht an, Hauptsache wir haben alles gut überstanden.

Morgens um 3 am nächsten Tag erkennen wir die ersten Lichter der Vava’U Group, beschließen aber nicht gleich zur Hauptstadt zu fahren, sondern vor einer kleinen Insel den Anker zu werfen, um auszuschlafen und am nächsten Tag den Schaden zu begutachten. Dies sollte sich mal wieder als glücklicher Zufall erweisen.

Am nächsten Morgen klopft es an unsere Bordwand und Joseph fragt, ob wir etwas aus der Hauptstadt brauchen, er fährt jetzt mit seinem Boot zum Einkaufen. Ebenso lädt er uns für den Nachmittag in sein Hotel Resort ein, vor dem wir ankern. Wir nehmen seine Einladung dankend an und fahren mit unserem Dinghy zu ihm rüber. Dort begrüßen uns Joseph und seine Frau Renate. Wir erfahren, dass die Beiden ebenfalls Fahrtensegler waren und sich nun hier niedergelassen haben. Wir erzählen von unserer Sturmerfahrung und den daraus hervorgegangenen Schäden und fragen, ob es in Neiafu, der Hauptstadt, die Möglichkeit besteht, Segeltuch zu kaufen. Nein, sagen beide aus einem Mund, aber ich hab noch alte Segel im Schuppen, die könnt ihr gerne haben! Setzt Joseph noch hinterher. Wir sind sprachlos. Zusätzlich dürfen wir noch Ihre Terrasse und den Strom benutzen, um unsere Segel zu reparieren. Auch hier zeigt sich wieder, es fügt sich immer alles irgendwie zusammen. Schließt sich eine Tür, öffnet sich die Nächste.

Heute ist Sonntag und dieser Tag ist in Tonga noch heilig. Die meisten Geschäfte sind zu und die Tonganer verbringen ihre Zeit in der Kirche und mit der Familie. Selbst Wäsche waschen und draußen aufhängen ist nicht gern gesehen. Deshalb ruhen auch wir uns aus und genießen den Sonnenuntergang auf der Terrasse von Renate und Joseph.





Montag wird es Zeit für uns, einzuklarieren. Wir hissen die Flagge Q und machen uns auf den Weg nach Neiafu. Dort sind wir erstaunt. Wir sehen Schiffe wieder, die wir lange nicht gesehen haben. Einige sogar das Letzte Mal in Panama. So herrscht reger Funkverkehr zwischen uns und alten Bekannten. An der Pier festgemacht, warten wir auf die Beamten, die uns den Stempel in die Pässe drücken sollen. Als der erste um die Ecke kommt, staunen wir nicht schlecht. Die Männer tragen hier Röcke aus gekochten und geflochtenen Bananenblättern, dazu Hemd, Hut und Sandalen. Sehr traditionell.

Tonga ist einer der Inselstaaten im Südpazifik, welche sich lange gegen die Missionare gewehrt haben. James Cook hat damals die Tonganer als „very friendly“ bezeichnet. Dies lag aber wohl eher daran, dass die Tonganer Cook und seine Crew gerne im eigenen Kochtopf gesehen hätten. Doch Cook ahnte wohl etwas und ging für die Nacht an Bord seines Schiffes und entging so den Essensfantasien der Bewohner. Nicht nur James Cook und Abel Tasman waren berühmte Besucher von Tonga. Auf einer der Inseln fand auch die Meuterei der Bounty statt. Zurückgelassen in einer Barkasse, versuchte Captain Bligh nun mit weiteren 18 Ausgesetzten auf der Insel Tofua Nahrungsmittel zu besorgen. Doch sie hatten nichts zum Tauschen, also stahlen sie das Essen und Wasser. Im darauffolgenden Kampf, starb ein Mann der Europäer. Ob Dieser im Kochtopf landete, ist unklar.

Zum Glück müssen wir uns um solche Dinge heute keinen Kopf mehr machen. In den Töpfen schmoren Hühner oder Schweine, auf dem Grill brutzelt leckerer Fisch. Wir suchen uns einen Ankerplatz in dem überfüllten Mooringfeld und gehen auf Landgang. Der örtliche Markt zieht uns besonders an. Obst, Gemüse und Fisch gibt es zu sehr günstigen Preisen. Merkwürdigerweise bekommen wir kein Schweinefleisch, obwohl die Schweine hier überall frei herumlaufen. Beim Spazierengehen laufen uns immer wieder Sauen mit ihren Ferkeln über den Weg. Die Gärten werden eingezäunt zum Schutz vor den Allesfressern und nicht um sie einzusperren! Aber einen Schlachter können wir nirgends entdecken, nur in den Kühltruhen der Chinaläden finden wir eingefrorenes Fleisch, welches von Neuseeland kommt. Sind Schweine hier etwa heilig wie die Kühe in Indien? Nein, sind sie nicht. Nur ist jedes Schwein für ein besonderes Fest der Tonganer reserviert. Für Beerdigungen, Hochzeiten, Taufen oder traditionelle Feste kommen die Schweine als Ganzes auf den Tisch.

Wir finden sogar einen Tauchshop, der bereit ist unsere Flaschen für wenig Geld zu füllen. Hier in der Vava’U Group gibt es unzählige Tauchspots, die in diverser Literatur beschrieben werden. Da uns aber noch das Nähen der Segel bevorsteht, decken wir uns mit Lebensmitteln ein und fahren zurück zum Hotel Resort. Auf der Terrasse rattert die Nähmaschine und aus kaputt wird neu! Wir sind echt begeistert von unserer Arbeit, das es so gut wird, hätten wir nicht gedacht. In insgesamt drei Tagen messen wir ab, schneiden, kleben und nähen wir Klüver und Groß. Der Klüver ist bis auf das Vorliek aus einem komplett anderen Segel entstanden und beim Groß konnten wir das Achterliek und die entstandenen Risse mit den Resten des anderen Segels reparieren. Wir sind Joseph und Renate total dankbar, wenn sie nicht so großzügig ihre Segel und ihren Platz angeboten hätten, könnten wir jetzt nicht ohne Probleme weitersegeln.



Nach oben



Nach oben

Aber jetzt ist endlich die Arbeit beendet, sogar das neue Video über französisch Polynesien ist im Netz und wir erkunden die Vava’U Group über und unter Wasser und an Land. Im Internet finden wir eine andere Homepage von Seglern, die hier bereits waren und sich die Mühe machten, alle Tauchspots mit Koordinaten und Tipps zu zu beschreiben.

Die fahren wir so gut es geht ab, mit dabei auch hier wieder, sind Rosi und Klaus von der Salmon. Unter anderem wollen wir zum ersten Mal ein Wrack betauchen. Dieses Wrack, die Clan McWilliam wurde 1918 gebaut und am 24. Dezember 1927 sank sie wegen einem Feuer in den Hafen von Neiafu auf 37m. Nun ist sie die Heimatstätte unzähliger Weichkorallen, Farnen, Korallenstöcken, Anemonen, Riesenvenusmuscheln und kleinen Fischen. Auch eine Seeschlange erkennen wir.

Normalerweise tauchen wir nur Nullzeittauchgänge, also maximal auf 20m Tiefe, weil wir weder einen Tauchcomputer noch eine Uhr haben. Aber Klaus kommt auch mit und er trägt seinen Tauchcomputer für uns alle am Handgelenk. Nun geht es los in die unglaubliche Pracht der Unterwasserwelt. Wir gehen an einer Leine runter und sehen erst mal nichts. Bis dann auf 25m Tiefe die ersten Relingsstützen schemenhaft zu erkennen sind. Doch dieser Moment währt nur kurz. Oben brechen die Wolken auf und die Sonnenstrahlen erreichen nun endlich auch dieses Schiff, welches wie verzaubert aussieht. Unglaublich, welche Farben und Formen wir sehen. Das Wrack ist komplett bewachsen. Es sieht aus, wie bei einem Festumzug, geschmückt mit vielen Blumen und Muscheln. Und natürlich ist es auch ein wenig unheimlich, ein Schiff so zu sehen. Unwillkürlich kommen da Gedanken in den Kopf „hoffentlich betauchen wir mal nicht so die Shangri La!“ Aber das ist schnell überwunden und wir machen uns auf den Weg. Wir gucken durch die Bullaugen ins Innere und sehen Fische dran vorbeiziehen. Es ist, als ob wir in deren Wohnzimmer schauen. Sogar die Schraube ist noch da und Klaus stellt sich genau da drunter für ein Foto! Hoffentlich passiert jetzt kein Erdbeben und wir sind darunter begraben! Aber alles bleibt gut und wir ziehen weiter. Nach 45 min sind wir einmal herum. In der Literatur steht, dass man eigentlich für das komplette Schiff zwei Tauchgänge braucht. Wir betauchen es in einem! Christines Finimeter zeigt nur noch 65 bar an. Ob das noch für den Dekostopp reicht? Da wir über 30min auf 35m Tiefe getaucht sind, zeigt Klaus Tauchcomputer eine Dekozeit von 12min auf 5m an. 12Min können ganz schön lang sein, besonders da wir an der Leine hängen und nichts zum Gucken haben. Das nächste Mal nehmen wir ein Skatspiel mit! So langsam geht Christine dann doch die Luft aus. Also bekommt sie erst den Oktopus von Frank und dann nochmal für 5 min den von Klaus. Endlich gibt der Computer sein ok und wir können auftauchen. Ach, das war schön!



Nach oben



Nach oben

Tonga gefällt uns unter Wasser wesentlich besser als an Land. Auch die großen Wale zieht es zum Kinderkriegen in die wärmeren Gewässer des Pazifiks. Das Hotel Resort lebt hauptsächlich vom Waltourismus und auch in Neiafu gibt es an jeder Ecke Whalewatchingboote, die hinaus fahren und die Touris für 250$ zu den Walen bringen. Wir sehen auch einige Exemplare von der Shangri La aus. Nur schwimmt leider keiner bei unseren Tauchgängen vorbei! So tingeln wir uns von Insel zu Insel und erleben eine schöne Zeit. Wir verabschieden uns von Klaus und Rosi, sie müssen schon jetzt nach Neuseeland. Dafür lernen wir wieder neue Segler kennen und auch immer wieder treffen alte Bekannte ein. Wir genießen einsame Ankerplätze vor Traumstränden, angeln uns immer wieder unser Abendessen und teilen diese Fische mit Freunden bei einem Lagerfeuer am Strand. Und gibt es mal keinen Fisch, reichen auch Kartoffeln in Alufolie. So vergeht die Zeit wie im Fluge und auch wir machen uns den Weg zur tonganischen Hauptstadt. Leider fängt nämlich bald die Cyclonsaison an und wir müssen noch ausklarieren und einklarieren in Neuseeland und noch viele andere Dinge erledigen. Auch das Wetterrouting spielt nun eine besondere Rolle. Also lassen wir die Vava’U Group und die Hapai Group hinter uns und segeln in 15h nach Nukualofa. Ebenfalls eine Gruppe von Tonga, doch hier ist die Hauptstadt mit Königspalast. Die Tonganer sind sehr königstreu und loyal. Dies zeigt sich in vielen Plakaten und Bannern, auf denen das Königspaar abgebildet ist und sie hoch gelebt werden.

Nun ist mal wieder Zeit, jeden Tag was zu erledigen. Schließlich segeln wir geplant zehn Tage nach Neuseeland. Diesel wird getankt, Essen eingekocht, ausklariert, der Rumpf wird abgeschrubbt und noch vieles mehr. Ebenso viel Papierkram ist zu erledigen. Bei unserer Ankunft in Tonga bekamen wir eine Mappe mit Hinweisen und Formularen zum Einklarieren in Neuseeland. Die Vorschriften sind ziemlich streng. Der Rumpf muss sauber sein, sonst kann es passieren, das man bei Ankunft gleich aus dem Wasser muss. Es dürfen keine frischen Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Fleisch, ob roh oder gegart ist egal, aber auch keine getrockneten Bohnen, Mais oder auch Pflanzen eingeführt werden. Es gibt eine ziemlich lange Liste der verbotenen Dinge.

Wir liegen außerhalb vor einer kleinen Insel. Big Mama ist dort ein kleines Restaurant, welches unter den Seglern sehr beliebt ist. Über sie kommt man an Diesel und Wasser und auch ein Wassertaxi besitzen sie, um zur Hauptstadt zu kommen. So ist es auch nicht verwunderlich, das der Ankerplatz relativ voll mit Seglern ist. Man merkt die Aufregung über die lange Reise nach Neuseeland. Die Dhingis sausen von Schiff zu Schiff, um noch letzte Informationen zu bekommen. Sei es nun das Wetter oder die richtige Route. Auch letzte Fragen zu Neuseeland werden geklärt. So kommt es, das wir mal die Besatzung der Aura, der Peregrine, der Frederike oder die Saphira an Bord begrüßen, wie auch wir auf Wanderschaft gehen! Gretchen von der Peregrine ist Ärztin im echten Leben und da wir keine Rezepte mehr für unsere Medikamente haben, ist sie so lieb und stellt uns eine Bescheinigung für all unsere Medis aus. Mit Stempel und Unterschrift. Auch so etwas ist den Neuseeländern wichtig!

Was wir persönlich ganz gut finden ist, das man sich vorab schon via Internet in Neuseeland melden muss. Wir füllen also vorab schon unser Einklarierungsformular aus und schicken es ab. Das erspart uns den Papierkram in der fremden Sprache vor gelangweilten Officers.

Ein zweites großes Thema ist das Wetterrouting. Wir müssen ja aus der Cyclonregion heraus, das bedeutet, das der neue Kurs nicht mehr westlich ist, also mit dem Wind, sondern jetzt südlich, aus der Passatregion heraus. Auf diesen Breitengraden ziehen Hoch- und Tiefdruckgebiete durch und wir müssen den richtigen Moment abpassen, um nicht in ein Tiefdruckgebiet zu kommen. Da kann es nämlich passieren, dass wir 50 kn Wind auf die Nase bekommen. Viele lassen sich von einer Wetterstation ein kostenpflichtiges Routing erstellen. Wir versuchen es auf eigene Faust, das wäre ja gelacht, wenn wir das nicht hinbekommen. Also beobachten wir jeden Tag die Wetterlage und versuchen ein Muster von all den Hochs und Tiefs zu erkennen. Mit unserem Programm können wir einen Wetterbericht für bis zu 7 Tagen holen. 10 Tage sind eingeplant für die Reise.

Nach und nach werden wir fertig mit unseren Vorbereitungen und jeden Abend verabschieden wir Seglerpaare, die am nächsten Tag los segeln. Jeder interpretiert das Wetter anders, legt unterschiedliche Routenpunkte und so kommt es, das der Ankerplatz ziemlich leer wird. Am 12.11.2015 holen auch wir ein letztes Mal das Wetter. Frank überträgt die Wetterdaten und Routenpunkte ins Navi und auch wir machen uns am nächsten Tag auf den Weg. Da wir noch Tongadollar übrig haben, gönnen wir uns bei Big Mama einen leckeren Burger mit Pommes und freuen uns auf den Start. Obwohl dies bedeutet, die Südsee, das Leben im Paradies und das vor allem leichte Leben zu verlassen. Die friendly people von Tonga werden wir ebenso vermissen, wie Familie Marsters von Palmerston und die authentischen, freundlichen Polynesier wie Sabine von französisch Polynesien.

Natürlich freuen wir uns auf Neuseeland. Das Land mit der langen, weißen Wolke, den grünen saftigen Wiesen, der rauen Felsküste und natürlich den Göttern der Wälder, den Kauris. Doch wir wissen, das wir Europa wieder ganz nah kommen, mit großen Supermärkten, großen Städten und hupenden Autos.

Neuseeland, mach dich bereit! Wir kommen.



Nach oben



Nach oben

Mehr Bilder: Bilder Tonga



Nach oben